: Beste Feinde unter sich
FIKTION McCartney besucht Lennon: „Two of us“, 22.25 Uhr, 3sat
„Two of us“, der Filmtitel, der ein Songtitel ist, ist natürlich eine riesengroße Untertreibung. Gleich zu Anfang macht eine Texttafel klar, um welche Art Gipfeltreffen es in dem Film von Michael Lindsay-Hogg, der ein Spielfilm ist, gehen soll: „Gerüchte besagen, dass 1976 – kurz nach der schmerzlichen Trennung der Beatles – Paul McCartney überraschend John Lennon in seinem Apartment in New York besuchte …“
Das „Apartment“ soll offenbar John Lennons letzter Wohnsitz im Dakota Building sein. Zum Glück ist Yoko gerade nicht daheim, als Paul spontan bei seinem alten Kumpel, seinem Erzrivalen John, anklingelt. Man muss sagen, der Schauspieler Aidan Quinn sieht dem mittelalten Paul McCartney schon sehr ähnlich. Jared Harris hingegen sieht irgendwie mehr nach Liam Gallagher aus als nach John Lennon. Obwohl – Liam Gallagher versucht ja seit 39 Jahren, so auszusehen wie John Lennon. Insofern sieht Harris Lennon dann wohl doch auch sehr ähnlich.
Erstmals nach Jahren stehen sich die beiden Alpha-Beatles also wieder gegenüber – und sind sofort in die alten Scharmützel verwickelt:
Paul: „Wie gefällt dir denn meine Platte?“
John: „Na ja, weißt du, ich hab geglaubt, die Leute haben die Schnauze voll von silly love songs. Das ist für mich bloß – Fahrstuhlmusik.“
Paul: „Mistkerl!“
John: „Aber der Bass is gut.“
Bald schon geht es um die Kernfrage, „wer der kreative Kopf bei den Beatles war“. Seine Qualitäten entfaltet das Kammerspiel aber gerade in den Sequenzen, in denen John und Paul nicht – allzu einfältig, schematisch und rührselig – die Dinge des Lebens verhandeln. Sondern in denen die beiden Mittdreißiger herumalbern wie die Schulfreunde, die sie einmal waren.
Und wer wird John und Paul am Ende wieder auseinanderbringen? Natürlich – Yoko. Sogar per Telefon schafft sie das.Jens Müller
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen