BENNO SCHIRRMEISTER UNVERBREMT: ABWESENHEITSNOTIZ: Wo ist Rita?
Langweilig? Nun, richtig hitzig war das Podium am Mittwoch im DGB-Haus echt nicht. Es ging, natürlich, um die Wahl, und man ließ die fünf Gäste ihre Positionen formulieren, sie aber nicht miteinander streiten.
Fünf Gäste entspricht fünf Bürgerschaftsparteien – und, logisch, hatten deren SpitzenkandidatInnen zugesagt: Der DGB ist ja nicht irgendwer, sondern Interessenvertretung der – also: aller – ArbeitnehmerInnen, 90.000 Mitglieder hat er im Land. Und da sind sie: Jens Böhrnsen (SPD), Karo Linnert (Grüne), Kristina Vogt (Die Linke), ja sogar FDPler Oliver Möllenstädt. Bloß: Was für’n Knabe lümmelt sich da auf dem Platz von Rita Mohr-Lüllmann? Ihr Sohn?
Falsch getippt. Das ist Martin Roth, CDU-Geschäftsführer. Tags drauf nennt ihn Unions-Sprecher Gunnar Meister einen „würdigen Vertreter“ der Apothekerin, die Bürgermeisterin werden wollte. Deren Kommen sei ohnehin nie signalisiert worden. Ach? Der DGB hat das Gegenteil dokumentiert. Einladung: 19. Januar, telefonische Zusage: 3. Februar. Telefonische Absage am Tag der Veranstaltung, 4. Mai, 13.30 Uhr, eine Terminkollision. „Wir nehmen an, die war beim Landessportbund“, mutmaßte DGB-Chefin Annette Düring.
Klar, der Landessportbund (LSB) hatte zeitgleich seine Wahl-Diskussion. Und er ist mit 160.000 Mitgliedern sogar größer als die Bremische Evangelische Kirche. Aber, „Nein, wieso?“, heißt es da, man habe das bedauert. „Wir hätten die ja auch gerne mal aus der Nähe gesehen“, nur: „Wir dachten, die wäre beim DGB.“ Irrtum. Bloß: Wo ist Rita? Muss man sich sorgen? Gab’s einen Partei-Putsch? Hat die Konkurrenz sie entführt?
Über den Verbleib der Kandidatin sei man „keine Rechenschaft schuldig“, gibt Meister frostig Auskunft. Sie habe „einen anderen Termin wahrgenommen“. Welchen? Auf den Wahlkampf bezogen sei der gewesen, aber „nicht-öffentlich“. Ah ja. Und eine Lösegeldforderung liegt auch noch nicht vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen