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Der väterliche Retter aus Erfurt

Solch einen studierten Sozialpädagogen kann die SPD in ihrer Situation brauchen

Groß gewachsen, 41 Jahre jung, gut aussehend und eine offene Umgangsart – der designierte Thüringer SPD-Vorsitzende Andreas Bausewein hat alles, was bei unentschlossenen Wählern die persönlichen Sympathiepunkte bringen könnte. Zweimal hat das bei den Oberbürgermeisterwahlen in Erfurt schon geklappt: 2006 und 2012 setzte er sich mit jeweils rund 60 Prozent der Stimmen gegen CDU-Kandidaten durch. Als er am Sonntag nach der herben Wahlniederlage der SPD gefragt wurde, ob nun seine große Stunde schlage, winkte er noch bescheiden ab. Das sei nicht die Stunde für Personaldebatten, meinte er.

Die Berliner SPD-Spitze und viele Thüringer Genossen sahen das anders. Der Unentschiedenheit des bisherigen Spitzenduos Heike Taubert und Christoph Matschie wird eine Mitschuld an den Verlusten zugeschrieben. Der neue Hoffnungsträger heißt Bausewein, obschon er einer neuen Regierung nicht angehören will.

So neu ist diese Rolle eigentlich nicht. Schon vor fünf Jahren galt er als der Aufsteiger in der Partei. Besonders bei den eher der Linken zuneigenden Jusos genießt der ehemalige Juso-Landeschef viele Sympathien. „Andreas, Andreas“-Rufe vor dem Partylokal am Wahlabend illustrieren dies. 2008 war Bausewein wegen seiner Linkstendenz noch aus dem Landesvorstand geflogen. Ein Jahr später nach den Landtagswahlen war er zwar der Wortführer des Parteiflügels, der schon damals für eine Allianz mit dem Linken Bodo Ramelow und den Grünen eintrat. Aber er polterte nicht, ließ es nicht auf einen Bruch mit Parteichef Matschie oder seinem Jenaer Amtskollegen Albrecht Schröter ankommen und fügte sich der Parteidisziplin.

Denn Bausewein ist trotz seiner relativen Jugend kein Hitzkopf. Man spürt die Erfahrung als Oberbürgermeister, und auch am schmerzlichen Wahlabend trat er eher integrierend als polarisierend auf. Solch einen studierten Sozialpädagogen kann die SPD in ihrer misslichen Situation brauchen. Und bei drei Kindern stellen sich väterliche Züge von selbst ein. Was klare Positionen eben nicht ausschließt.

In Erfurt kann sich Andreas Bausewein auch auf eine rot-rot-grüne Mehrheit im Stadtrat stützen. In Thüringen fragt man sich, warum ihn Bundesparteichef Sigmar Gabriel dennoch favorisierte, der doch am Wahlabend noch Christine Lieberknecht von der CDU als die alte und neue Ministerpräsidentin sah? M. BARTSCH

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