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PETER UNFRIED über CHARTSIch liebe Ralf und kriege Kinder von ihm

Die Charts heute mit Sabine und Ralf, Detlev Buck und Heidi Kabel, der SPD, The Shins und Leo Hickman

Liebe heute: Das mitgehörte Mobiltelefongespräch des Monats. ICE 872 nach Berlin. Höhe Hanau.

„Und dann hat er mir eine SMS geschrieben. Liebe Sabine, dir einen wunderschönen Tag bei deinem Termin. Und da habe ich zurückgeschrieben: Und dir eine wunderschöne Woche im Büro. Und da kam von ihm wieder eine SMS: Wie kann die Woche wunderschön sein, wenn du nicht da bist? Und da dachte ich: Oho. Das ist jetzt aber mehr als kollegiales Interesse. Und da habe ich zurückgeSMSt: Hui. Und dann hat er wieder geSMSt. Ja, und irgendwann habe ich ihm dann eine Mail geschrieben, dass ich Ralf liebe und Kinder von ihm kriegen will.“

Ich frage mich dreierlei.

1. Wie brutal muss das sein, wenn man ein Kollege ist, der sich in die Sabine so ein bisschen reingesteigert hat – und dann kriegt man so eine Mail?

2. Weiß Ralf eigentlich schon, dass er der Vater von Sabines Kindern wird? Meine Erfahrung: Diese Frauen sagen einem ja oft erst nach und nach, dass alles schon eingetütet ist – bis hin zur Wahl des Bestattungsunternehmens.

3. Was ist, wenn sich Ralf als zeugungsunfähig herausstellen sollte? Dann wäre der Kollege bestimmt wieder recht.

Kino: Ins Kino gehen mit den Kindern fühlt sich seltsamerweise an, als sei es eine der besten Sachen, die es auf dieser Welt gibt. Warum das so ist? Keine Ahnung. Es spielt auch keine Rolle, wenn der Film lausig ist. Schön ist es aber schon, wenn es sich um ein so angenehmes Ding handelt wie Detlev Bucks „Hände weg von Mississippi“, in dem hauptsächlich das Landleben und seine Werte akzeptabel verklärt werden. Die Boulevardschauspielerin Heidi Kabel hat mich nie interessiert. Aber wie Buck in dem Kinderfilm und jenseits der Kinderwelt dann noch der 92-jährigen und geistig sichtbar weggetretenen Frau einen letzten kleinen, großen Auftritt (als Nachbarin der Oma des pferdeliebenden Hauptrollenmädchens) verschafft und sie dabei nicht bloßstellt, sondern in wärmsten Lichte sichtbar würdigen will, das soll anrühren und tut es auch. Man sieht Heidi Kabel, weiß, dass es das letzte Mal sein wird, freut sich (unerklärlicherweise) richtig und denkt: Das hat der Buck jetzt aber wirklich schön gemacht.

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So. Muss auch mal sein. Nun aber wieder knallhart.

SPD: Wie kann die SPD in Zukunft doch noch was reißen? Ich meine, nach den ganzen Niederlagen in Hessen, Hamburg usw. Hm. Vielleicht, wenn sie unkonventionelle Wege geht und auf Tabloid-Format umstellt. Es wäre ein großer Coup des Vorsitzenden (what’s his name?), wenn er mit der Umstellung der SPD auf Tabloid eine neue Dynamik ermöglichte, die solche Begeisterung auslöste, dass es in der Folge zu Masseneintritten käme und die Wahlergebnisse auf bis zu 30 Prozent schnellen. Bisher gibt es allerdings noch nicht einmal in Skandinavien ein Beispiel dafür, dass eine ehemalige Volkspartei durch Umstellung auf Tabloid-Format ihren Niedergang verhindern kann.

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Die Charts im April:

Song: Phantom Limb – The Shins. Bester Song des neuesten Albums „Wincing The Night Away“ (das übrigens als Album funktioniert). Keine Botschaften, dafür Stimmungen. Worte in Töne gewoben. Musiker, die live hinter ihre Musik zurücktreten. Lieder ohne Refrain. Weshalb man sich die Songs nicht merken kann – außer dem einen („Huhuhu – huhuhuhuhu“) aus dem Kinoerfolg „Garden State“ – aber liebt, wenn man sie hört. Keine Band, die dein Leben verändert. Wie auch? Dafür okaye Musik.

Buch: Fast nackt – Leo Hickman (Pendo). Der Guardian-Kolumnist und sein mittlerweile legendärer Versuch, „ethisch“ zu leben. Ist nicht richtig gut geschrieben, kann aber offenbar tatsächlich Leben verändern. In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass ich früher den Kulturteil von Zeitungen las, heute dagegen den Ökologie- und Wirtschaftsteil. Und in diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass der Ökologieteil guter Zeitungen größer und besser wird.

Fußball: Der von Volker Finke trainierte Zweitligist SC Freiburg.

Fragen zu Ralf? kolumne@taz.de Morgen: Bettina Gaus über FERNSEHEN

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