piwik no script img

Gefilmte Fotos

KUNSTPORTRÄTS In der Bremer Veranstaltungsreihe „Indien Bilder“ laufen Filme, die die Arbeiten von Fotografen vorstellen, die in Indien unterwegs waren

Filme über Fotos sind immer seltsame Artefakte: eine Kamera zeigt, was eine andere aufgenommen hat. Meist wird dabei auch der Fotograf bei der Arbeit gezeigt. Dabei ist diese Art des Künstler- oder Kunstporträts gar nicht selten, und so ließ sich eine Filmreihe „Indien Bilder“ vom Bremer Kommunalkino City 46 zusammenstellen, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Fotokunst Indien“ der Initiative „Fotokunstbremen“ stattfindet.

Vom kommenden Montag bis in den Dezember hinein werden vier Dokumentationen zum Thema gezeigt. Der erste Film „City of Photos“ bringt das Prinzip des „Fotofilms“ gleich sehr schön auf den Punkt: Es geht um Fotostudios, die in den indischen Großstädten auch heute noch weit verbreitet sind. Dort lassen die Kunden Porträtfotos machen, die als Idealbilder von ihnen kunstvoll arrangiert werden.

Diese hochstilisierten, in unseren Augen oft kitschigen Bilder geben Einblicke in die Fantasien und Sehnsüchte der Kunden sowie in die Codes der indischen Kultur. Die Filmemacherin Nishtha Jain hat viele von diesen Studios besucht, die oft in winzigen Hinterhof-Ateliers betrieben werden. Die dort arrangierten Wunschbilder werden mit der rauen Realität der modernen indischen Großstädte kontrastiert.

In „Between the Lines“, der im Oktober gezeigt wird, begleitet der deutsche Filmemacher Thomas Wartmann die Fotografin Anita Khemka bei ihrer Arbeit. Sie hat sich für eine Reportage in die Subkultur der Hijras begeben. Diese gelten in Indien als das „dritte Geschlecht“. Sie sind Transsexuelle, die oft in verschworenen, familienähnlichen Gemeinschaften leben und eine komplexe Rolle in der im Grunde extrem konservativen Hindu-Gesellschaft spielen. Die Hijras gelten als Glücksbringer, die Fruchtbarkeit spenden können und haben zudem trotz oder gerade wegen ihrer sexuellen Ambivalenz eine irritierende erotische Ausstrahlung.

In „Beyond“, der im November gezeigt wird, stellt der amerikanische Filmemacher Cale Glendening die Arbeit seines Landsmanns Joey L vor. Dieser machte eine Reihe von fast schon zu schönen Fotografien von Sadhus. Diese Pilger leben in religiöser Askese, zu der auch gehört, dass sie sehr viel Haschisch rauchen.

Die Fotoserie „Holy Men“ ist mit einem staunenden westlichen Blick entstanden, und wurde ein großer Erfolg im Internet.

Der letzte Film „Vayu – Air“ gehört zu einer vierteiligen Filmreihe, die der indische Künstler Velu Viswanadhan in den 1990er-Jahren gedreht hat. Der Filmessay besteht aus Impressionen zum Element Luft und zeigt unter anderem Bewegungen auf einer Wasseroberfläche.  HIP

„Indien Bilder“: ab 29. September, City 46, Bremen

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen