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Umkämpfte Schonzeit

BEGINN DER JAGDSAISON

Wer Tiere abknallen will, muss sich ranhalten: Zum 1. Oktober tritt in Niedersachsen die neue Jagdzeitverordnung in Kraft, die in Schleswig-Holstein seit März gilt – und hier wie dort wächst die Schonzeit.

Sowohl Schleswig-Holsteins Agrarminister Robert Habeck als auch Christian Meyer in Niedersachsen – beide sind Grüne – haben deshalb Zoff mit der Jägerlobby. Und während in Niedersachsen noch ungewiss ist, ob die Lodenträger den Kompromiss mittragen, für den Meyer von den Naturschutzverbänden Kloppe bezieht – eingeknickt sei er, heißt es jetzt –, rücken die Jäger im äußersten Norden Habeck mit einer Klage auf den Pelz.

Die Wald- und Jagdinhaber sehen nämlich in der Schonung für Höckerschwäne, Fasanenhennen und Rebhühner einen Eingriff in ihr Eigentumsrecht. Denn das übt man – nach herrschender Rechtsauffassung – als Besitzer eines Waldes auch über dessen Bewohner aus. Und das Gesetz der Waldmenschen sagt: „Was mir gehört, darf ich auch umbringen und aufessen.“ Schmeckt ja so lecker. Und Zielen und Schießen und Abknallen macht Spaß.

Er kenne Landwirte, die wegen der Fraß- und Schissschäden der Graugänse „nur noch Sondermüll ernten“ hatte Hans-Heinrich Ehlen (CDU), Vorsitzender des Zentralverbandes der niedersächsischen Jagdgenossenschaften und ein Vorgänger Meyers berichtet. Das mag sein.

Verursacher des Problems sind zweifellos die Jäger. Die haben einst die fast ausgemerzten Entenvögel wieder angesiedelt, weil sie scharf auf Gänsejagd waren. Dass die Population so extrem zunimmt, liegt nicht zuletzt an Hans-Heinrich Ehlen selbst, der in seiner Amtszeit einen fast hemmungslosen Abschuss der Tiere erlaubte – und einen neuerlichen Nachweis für das gute alte Naturgesetz erbrachte, nach dem ein höherer Jagddruck die Reproduktionsrate der Tiere steigert.  BES

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