KONZERT: Lesender Schreiber
Twittern ist nicht sein Ding: Unverständlich ist Neil Hannon die gedankenlos-oberflächliche Masse uninteressanter, unverarbeiteter, unsortierter und unförmiger Informationen – mit Kunst habe das nichts zu tun. Dann doch lieber traditionelle Medien: Bücher. Ob er 1989 als Pop-Spund tatsächlich Alighieris Versepos durchgearbeitet hat, als er seine Band The Divine Comedy genannt hat, ist zwar nicht bekannt. Literarische Referenzen und Einflüsse verarbeitet das einzige konstante Mitglied der nordirischen Kammerpopper aber nachgewiesenermaßen mit Vorliebe. Schon „Bernice Bobs Her Hair“ auf dem zweiten Album „Liberation“ bezieht sich auf eine Kurzgeschichte von Fitzgerald, „Three Sisters“ baut auf Tschechows Drama auf, „Lucy“ setzt Gedichte Wordsworths in Musik um. Dabei kann Hannon nach Selbstauskunft eigentlich über alles Erdenkliche einen Song schreiben: über Bankenkrise, Britpop, rufschädigende Sex-Praktiken oder Prostitution im 2. Weltkrieg – inspiriert allerdings von den Kriegstagebüchern Norman Lewis’. MATT
■ Di, 7. 6., 21 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30
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