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Reich an Armen

Minister Laumann legt neuen Sozialbericht vor: Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander. Leider ist das Datenmaterial für den Berichtsteil „Reichtum“ schon sechs Jahre alt

von PASCAL BEUCKER

Rund 2,57 Millionen arme Menschen leben in Nordrhein-Westfalen, darunter 815.000 Kinder und Jugendliche. Das geht aus dem „Armuts- und Reichtumsbericht 2007“ hervor, den Landessozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) gestern in Düsseldorf vorgestellt hat. Besonders das Armutsrisiko von Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehenden, Langzeitarbeitslosen und vor allem Migranten habe sich in den vergangenen Jahren weiter erhöht, erläuterte der Minister.

Als einkommensarm gelten Menschen, deren Pro-Kopf-Einkommen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens beträgt, also unter monatlich 615 Euro liegt. Deren Anteil stieg zwischen 2000 und 2005 um 0,6 auf 14,3 Prozent an. Als „besonders problematisch“ bezeichnete Laumann die Situation türkischer Mitbürger. Bei einer Erwerbslosenquote in dieser Bevölkerungsgruppe von mehr als 25 Prozent seien hier fast 44 Prozent von Armut bedroht.

Das verarbeitete Datenmaterial stammt überwiegend aus dem Jahr 2005. Der Bericht – der zweite seiner Art, der erste erschien 2004 – stelle somit auch eine Art „Abschlussbilanz“ der alten rot-grünen Landesregierung dar, hob Laumann hervor. Ausgerechnet die für den Berichtsteil „Reichtum“ verwendeten Daten sind allerdings deutlich älter: Sie wurden vor allem 2001, sprich: schon während der ersten Legislaturperiode von Rot-Grün erhoben. Neuere Zahlen lägen nicht vor, hieß es auf Nachfrage lapidar.

So konnte das Ministerium denn auch nur Auskunft darüber geben, wie viele Einkommensmillionäre vor sechs Jahren in NRW lebten: 3.192 waren es. Netto verfügten sie im Durchschnitt über ein Jahreseinkommen von 1,51 Millionen Euro. Bei einer Reichtumsschwelle von 79.338 Euro – 200 Prozent des durchschnittlichen Bruttojahreseinkommens – gab es 462.730 Einkommensreiche. 1,37 Millionen Haushalte galten laut Bericht als vermögensreich, besaßen also mindestens 222.600 Euro. Demgegenüber stieg die Anzahl überschuldeter Menschen von 2004 auf 2005 um 6,5 Prozent auf 720.000.

Während sich das durchschnittliche Vermögen der reichen Haushalte von 1998 bis 2003 um etwa 17,5 Prozent auf 434.800 Euro erhöhte, sank das der anderen im gleichen Zeitraum um 2,5 Prozent. Die Schere zwischen Reich und Arm habe sich also vergrößert, erläuterte Laumann. Gleichwohl lehnte der Minister eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer kategorisch ab: „Die Messe ist gesungen.“ Er „glaube nicht, dass man die Probleme der kleinen Leute mit einer Neiddebatte löst“, warnte Laumann. Nichtsdestotrotz gelte: Sein Ministerium „ist und bleibt der Freund der kleinen Leute“.

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