piwik no script img

Universelles Menschenrecht

Vor Jahresfrist, zur Parade des Christopher-Street-Day am Brandenburger Tor, wies Judith Butler den Zivilcouragepreis der OrganisatorInnen dieser queeren Demonstration zurück. Lutz van Dijk, Aids- und Menschenrechtsaktivist aus Südafrika, hält die Kritik Butlers an angeblichen oder realexistierenden Rassismen in der non-heterosexuellen Politcommunity für hanebüchen, ja, er spießt die Methode Butlers überhaupt auf: „Ist Liebe ein Menschenrecht?“ ist sein Votrag betitelt, den er im Grünen Salon der Volksbühne am Sonntag hält. Der Anlass ist der 50. Geburtstag von Amnesty International sowie der 15. Geburtstag von deren Sektion Mersi (Menschenrechte und sexuelle Identität).

Was van Dijk, der eine Fülle von insbesondere didaktisch exzellenten Büchern zum Nationalsozialismus verfasst hat, vor allem anprangert, ist die antipolitische Arbeit von Butler und Co im Theoretischen – ein Wirken, das mehr auf Allianzen mit fragwürdigen PartnerInnen (Hamas, Hisbollah) setzt als auf jene, die konkret Menschenrechtsarbeit leisten – vor allem in jenen Ländern, wo Homosexualität juristisch bis zur Todesstrafe verpönt ist oder wo Schwule (und Lesben) von Milizen und völkischen Sturmtruppen bedroht werden. Der Referent betont, dass das Menschenrecht auf ein freies Leben mit welcher sexuellen Identität auch immer kein Instrument westlich-kolonialistischer Herrschaft ist, sondern eines, das sich aus universalistischem Anspruch heraus ergibt. Angegriffen fühlen dürfen sich von dieser Politik selbstverständlich immer religiös oder völkisch, jedenfalls nicht libertär inspirierte Machthaber.

■ Ist Liebe ein Menschenrecht? – Vortrag zu 50 Jahren Amnesty und 15 Jahren Mersi mit Lutz van Dijk: 5. Juni, 20 Uhr, Grüner Salon der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen