: Beharrliche Pioniere
HIP-HOP In den 80ern haben sie die „Native Tongues“ mitbegründet, sie waren Pioniere der Jazz-Hip-Hop-Fusion und haben als erste New Yorker einen House-Produzenten gehabt: Nun sind die Jungle Brothers wieder zu dritt
VON ROBERT MATTHIES
Als sie vor zwei Jahren plötzlich im Hafenklang zu Gast waren, hat sich manch alternder Hip-Hop-Recke verwundert die Augen gerieben: Ach ja, die Jungle Brothers, die gibt es wieder? Fast – die gibt es immer noch, die haben einfach nie aufgehört, obwohl die große Zeit der New Yorker Rap-Urgesteine schon gute 20 Jahre her ist: Als Nathaniel Hall aka Afrika Baby Bam, Michael Small aka Mike Gee und Sammy Burwell aka Sammy B anfingen, gemeinsam Hip-Hop zu machen, wunderte man sich noch darüber, dass Radio Moskau gerade Ronald Reagans Neujahrsansprache in der Sowjetunion gesendet hatte und die von der ARD versehentlich über den Äther geschickte Neujahrsansprache Helmut Kohls aus dem Vorjahr auch 1987 ganz gut gepasst hat.
Und auch der Hip-Hop war noch für etliche Überraschungsmomente gut: Der war da gerade mal zehn Jahre alt, alle seine wesentlichen Elemente und grundlegenden Techniken waren zwar schon entwickelt, aber was man damit alles an unterschiedlichen Dingen anstellen konnte: das mussten all die enthusiastischen Pioniere der jungen Kultur erst noch für sich herausfinden.
Und die drei Jungle Brothers konnten da 1988 mit ihrem Debütalbum „Straight Out the Jungle“, eines der wichtigsten Alben der Hip-Hop-Geschichte, einen überzeugenden Vorschlag machen. Dabei waren die New Yorker nicht nur in Sachen Beats innovativ: das Trio hatte als erste Hip-Hop-Kombo außerhalb Chicagos mit einem House-Produzenten, der New Yorker Legende Todd Terry, zusammengearbeitet und so ganz nebenbei die Arbeitsweise gleich zweier Musik-Industrien nachhaltig verändert. Aber auch mit ihren afrozentrischen Texten, eklektischem Sampling und deutlichen Reggae-, Blues- und Jazzeinflüssen haben die Jungle Brothers den Grundstein für den Sound der „Native Tongues“-Posse gelegt, zu deren Gründungsmitgliedern sie neben den später so viel erfolgreicheren De La Soul und A Tribe Called Quest gehörten.
Genau in deren Schatten verschwanddas Trio denn auch schnell wieder. Schon das zweite Album „Done By The Forces Of Nature“ war denen, die eben noch über De La Souls „3 Feet High and Rising“ Begeistertes geschrieben hatten, keine Zeile mehr wert. Und auch kommerziell lief es für die Alternativ-Rap-Wegbereiter nie so richtig. Aufgegeben haben die „J Beez“ trotzdem nie – jedenfalls zwei Drittel nicht. Und die haben immer mal wieder von sich hören lassen.
Nun allerdings schlagen die Jungle Brothers ein neues Kapitel auf. Und blättern dafür wieder zurück bis an den Anfang der Geschichte: seit kurzem sind die Jungle Brothers wieder zu dritt. Wieder vereint lassen sie morgen in der Fabrik aber nicht nur ein Vierteljahrhundert Rap-Geschichte aufleben. Sondern präsentieren auch einen Ausblick auf die nächsten 25 Jahre.
■ Fr, 10. 6., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36
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