OFF-KINO: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Boubacar Traoré, genannt KarKar, gehört zu den prominentesten Musikern seines Heimatlandes Mali. Ein Mann mit einer wechselvollen Karriere: Er war der schwungvolle Rocker mit der elektrischen Gitarre, der in den 60er-Jahren den Twist nach Mali brachte und in seinen Texten zum Aufbau des gerade unabhängig gewordenen Landes aufrief. Er war auch der Familienvater, der Frau und Kinder unter schwierigen Bedingungen mit Jobs als Kleinhändler oder Bauarbeiter durchbrachte und nur noch in der Freizeit musizierte. Und schließlich ist KarKar der „Popstar“ der 1990er-Jahre, der seine Lebenserfahrungen in melancholischen Liedern verarbeitet. Der Schweizer Regisseur Jacques Sarasin lässt in seiner Dokumentation „African Blues“ (2002) Freunde und Weggefährten KarKars (Kardinalfehler: Man erfährt bis zum Abspann nicht, um wen es sich dabei handelt) recht anschaulich vom Leben des Musikers und seiner Bedeutung für die Kultur Malis berichten, derweil der Maestro selbst ausschließlich durch seine vor malerischer Kulisse vorgetragenen Songs spricht. So ergibt sich ein durchaus ansprechendes Stimmungsbild; das Gefühl, dem Musiker wirklich näher gekommen zu sein, mag sich dabei allerdings nicht einstellen.
„Triff die Robinsons“, das auf dem Bilderbuch „A Day with Wilbur Robinson“ von William Joyce beruhende Spielfilmdebüt von Stephen Anderson, ist das letzte Disney-Projekt aus der Zeit vor der Fusion mit Pixar und somit der zweite (und vorerst letzte) eigenständige Computeranimationsfilm des Studios und dessen erster CGI-Film mit menschlichen Hauptfiguren. Im Mittelpunkt der Geschichte steht einmal mehr ein elternloses Kind: Der 12-jährige Wissenschaftsfreak Lewis lebt im Waisenhaus, als er dem scheinbar gleichaltrigen Wilbur Robinson begegnet, der eine fliegende Zeitmaschine besitzt. So gelangt Lewis in die nahe Zukunft, wo er unter anderem die finsteren Pläne eines trotteligen Schurken und seines bösartigen Huts vereiteln muss. Der größte Spaß an „Triff die Robinsons“ ist zweifellos das Design: Die Zukunft leuchtet mit dauerhaft strahlend blauem Himmel, kräftigen Farben und retrofuturistisch gestalteten Gebäuden und Gadgets, die ihre Inspiration vor allem der klassischen Stromlinienform der 1930er- und 1940er-Jahre verdanken – passend zur von einem Walt-Disney-Zitat inspirierten Moral der Geschichte: „Keep moving forward!“
„Bob le flambeur“ (1955) ist Jean-Pierre Melvilles erster „Unterwelt“-Film: In der Inszenierung der Geschichte vom Spieler, der ein Casino überfallen will, dort jedoch erneut von der Spielsucht gepackt wird und ironischerweise den (allerdings längst verratenen) Coup vermasselt, zelebriert der Regisseur seine typischen Motive und Stilisierungen, die er später immer weiter variierte: Männer mit Hut und Regenmantel geben sich in den Bars des Montmartre den nächtlichen Ritualen des Spielens, Rauchens und Trinkens hin, Freundschaften zwischen Gangstern und Polizisten sind eine Selbstverständlichkeit, ein junges Mädchen treibt bindungs- und ziellos durch das „Milieu“. Lars Penning
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