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„Wir leben abstinent“

SELBSTHILFE Auf ihrem Jahrestreffen feiern die Anonymen Narkotiker ihre Drogen-Abstinenz

XY

■ 33, organisiert das Jahrestreffen der Narcotics Anonymous. Sie war selbst 17 Jahre abhängig und ist jetzt im fünften Jahr clean.

taz: Die Anonymous Narcotics feiern ihre Abstinenz von Drogen – stoßen Sie darauf heute mit Sekt an?

XY: Nein, wir leben komplett abstinent von allen Drogen, Alkohol gehört für uns auch dazu.

Warum?

Weil wir davon ausgehen, dass wir, auch wenn wir keine Drogen nehmen, weiterhin süchtig sind.

Sie feiern in einer evangelischen Gemeinde und das Programm Ihrer Gemeinschaft bezieht sich auf Gott – wie wichtig ist der christliche Glaube für Ihre Mitglieder?

Die NA sind keine religiöse Organisation, wir sprechen von Spiritualität. Das heißt, niemand muss einer Religion angehören, sollte aber etwas an die Stelle der höheren Macht setzen.

Die im 12-Schritte-Programm „Gott“ genannt wird, zu dem man beten und der die Sucht beseitigen soll.

Ja, aber an diese Stelle kann man auch die Natur setzen, wenn man sie als höhere Macht empfindet.

Es gibt in Bremen an jedem Tag ein Treffen der NA, ein so genanntes Meeting…

… an manchen Tagen sogar drei!

Welche Rolle spielen diese?

Es ist wichtig, andere cleane Süchtige zu treffen, sich gegenseitig zu helfen. Wir sagen, „alleine ist ein Süchtiger in schlechter Gesellschaft“.

Sind es bestimmte Leute, die sich für die NA entscheiden und nicht für eine andere Selbsthilfegruppe?

Nein, das ist ganz bunt gemischt. Bei uns finden Sie den Richter neben dem Hartz-IV-Empfänger. Genau das macht es so einzigartig. Interview: eib

Jahrestreffen der deutschsprachigen Narcotics Anonymous: Bis Sonntag, Sankt-Pauli-Gemeinde, Große Krankenstraße 11. Informationen über Meetings: www.na-nord.de

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