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die taz vor zwanzig jahren über die spd und willy brandts neue sprecherin mathiopoulos

Der Unmut über die Wahl der neuen SPD-Vorstandssprecherin Margarita Mathiopoulos speist sich aus vielen Quellen. Düpierte SPD-Frauen kritisieren, daß Willy Brandt eine Seiteneinsteigerin auf einen der exponiertesten Posten hievt, während sie sich mühsam hochgekämpft und dafür manches eingesteckt haben. Statt die Konsequenz zu ziehen, in Zukunft den sozialdemokatischen Herren frecher, fordernder auf den Pelz zu rücken und sich nicht mehr so schnell der Parteiräson unterzuordnen, antworten sie mit Neid und beteiligen sich an der Demontage der neuen Pressesprecherin.

Die sozialdemokratischen Rechten zielen direkt auf Willy Brandt. Sie fühlen sich übergangen und müssen zusehen, wie sich der Kurs ihrer Partei zunehmend ihrem Einfluß entzieht, wie Willy Brandt ihn mit seinem auserkorenen Nachfolger Oskar Lafontaine in eine Richtung dreht, die ihnen nicht paßt. Führungsschwäche werfen sie dem SPD-Vorsitzenden Brandt nun vor: An diesem Punkt ein unsinniger Vorwurf, hat der große Vorsitzende die Partei doch selten so schroff und rücksichtslos geführt wie jetzt.

Gezielt organisiert er seinen Abgang, inszeniert offenbar einen „kulturellen Bruch“ und holt dafür nicht nur den Enkel Oskar Lafontaine, sondern auch eine (künftige) Urenkelin nach Bonn.

Ob Margarita Mathiopoulos diesen Anspruch tatsächlich erfüllen kann, muß sich erst erweisen. Ärgerlich und peinlich ist der untergründige Rassismus und die Frauenfeindlichkeit, die nicht nur in der Boulevardpresse, sondern auch in der europäisch-international orientierten SPD hochkochen. Frau und Griechin zu sein, das ist wohl zuviel. Dabei hat Margarita Mathiopoulos mit 31 Jahren einen Werdegang aufzuweisen, der manchen Mann auf hohem Bonner Posten vor Neid erblassen lassen müßte.

Ursel Sieber in der taz vom 21. 3. 1987

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