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Invasion abgebrochen

Ausgerechnet Serien, die in den USA längst eingestellt wurden, finden in Deutschland ein treues Publikum – doch viele enden im Nichts

VON PEER SCHADER

Mit Ungeheuern hat ProSieben immer Glück. Ab sofort gibt es beim Monstersender Nummer eins wieder den „Mystery-Montag“, an dem die britische Serie „Primeval“ läuft: In Großbritannien erscheinen an den unterschiedlichsten Orten glitzernde Anomalien, durch die man in eine Welt steigen kann, die es vor Millionen von Jahren einmal gegeben hat. Bis die Serienprotagonisten das herausfinden, haben sich aber bereits mehrere Fleisch fressende Dinosaurier in die Gegenwart verirrt, Kühe auf Bäume geschleudert und in Schulen Jagd auf nachsitzende Kinder gemacht, denen nachher freilich keiner glauben will. „Primeval“, das der britische Sender ITV verbrochen hat, kann zwar keinen plausiblen Plot vorweisen, keinen besonderen Spannungsaufbau und erst recht keine Charaktere, die nachvollziehbar handeln würden – aber dafür etwas anderes, das für ProSieben von unschätzbarem Wert ist: eine zweite Staffel.

Jahr für Jahr werden vor allem in den USA haufenweise neuer Serien produziert, bei denen die großen Networks ahnen, dass sie nicht alle erfolgreich sein können. Weil aber niemand vorher weiß, was den Zuschauern gefällt, setzen die Sender auf Vielfalt und stellen Flops nach einer Staffel eben wieder ein. Und genau an dieser Stelle beginnt das Problem für die deutschen Sender, die sich umfassend beim amerikanischen Markt bedienen, aber am Schluss oft ratlose Zuschauer zurücklassen müssen, wenn Serien plötzlich im Nichts enden oder mit einem Cliffhanger, der nie aufgelöst wird.

Manche Sender kaufen solche Produktionen erst gar nicht. ProSieben hingegen ist da reichlich schmerzfrei, so wie bei der NBC-Monsterserie „Surface – Unheimliche Tiefe“ im vergangenen Sommer: Riesige Urzeitmonster bevölkern die Ozeane, rotten für den kleinen Hunger zwischendurch ganze Fischschwärme aus und bringen das Klima auf dem Planeten durcheinander. Die Regierung versucht, die Tiere geheim zu halten, nur eine schöne Ozeanografin, ein traumatisierter Taucher und ein Teenager wissen, was sich da im Wasser wirklich tut. Das lief am Montagabend richtig gut, ein paar Millionen Zuschauer sahen schließlich im Finale, wie die Serienhelden sich vor einem Tsunami auf einen Kirchturm retteten und auf ihre überschwemmte Stadt blickten, in der es sich die Wassermonster bequem gemacht hatten. Dann war Schluss.

Die Alienreihe „Invasion“ ereilte vor einigen Monaten dasselbe Schicksal. Noch vor dem Deutschlandstart Ende Oktober klang aus den USA herüber, dass ABC keine zweite Staffel produzieren wolle. Wie die Geschichte jetzt ausgeht? Keine Ahnung. Und die am Montag nach „Primeval“ erfolgreich angelaufene Katastrophenreihe „Jericho“ wird, so steht seit Kurzem bei CBS fest, auch keine Fortsetzung finden.

Das ist umso ärgerlicher, weil US-Dauererfolge wie „Lost“ und „Desperate Housewives“ bei ProSieben nur mittelmäßig funktionieren. Klassiker wie die Schönheits-OP-Serie „Nip/Tuck“, in den USA derzeit in der vierten Staffel, hat man in München über anderthalb Jahre ausgesetzt und zeigt nun die zweite Staffel mittwochs zur Geisterstunde. Da bleibt eigentlich nur eins: ProSieben müsste die US-Mysteryserien konsequenterweise selber weiterproduzieren. Vielleicht schwimmen die Urzeitmonster dann bald auch im Bodensee.

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