: Ungewöhnliche Bass-Begegung
JAZZ Im Februar hat Esperanza Spalding als erste Jazzmusikerin den Grammy als beste neue Künstlerin bekommen. Zu Recht: die 26-Jährige ist außergewöhnlich talentiert
VON ROBERT MATTHIES
Überrascht war auch Esperanza Spalding selbst, als sie im Februar als erste Jazzmusikerin überhaupt den Grammy als beste Newcomerin des Jahres bekommen hat. Vor allem aber haben sich die Fans von Justin Bieber gewundert, dass die Bassistin, Sängerin und Komponistin aus Portland ihr ebenfalls nominiertes Idol auf die Plätze verwiesen hat. Und haben naturgemäß sofort ihre Wut über Twitter, Facebook und auf Wikipedia kundgetan, zum Beispiel: „Geh sterben! Wer bist du überhaupt?“
Andere wiederum haben genau das vorausgesehen: Jazz-Gitarren-Legende Pat Metheny kommt der Verdienst zu, die so überaus talentierte wie damals finanziell komplett abgebrannte Studentin nach einem Konzert des Orchesters des Berklee College of Music davon abgebracht zu haben, den Bass für ein vermeintlich lukrativeres Politikwissenschaftsstudium an den Nagel zu hängen. Und siehe da: plötzlich war sie mit gerade mal 20 Jahren ebendort Professorin.
Seitdem hat Spalding ihren Ruf als Jazz-Wunderkind mit drei Alben gefestigt: Schon „Junjo“ wusste 2006 mit für ein Debüt überraschend sicherem Konzept, klarer Vision und einem beeindruckend komplexen Zusammenspiel von Bass und Stimme zu überzeugen, auf „Esperanza“ kamen 2008 mit nicht minder sicherer Hand Fusion-, Hip-Hop- und Latin-Einflüsse dazu und auf „Chamber Music Society“ schließlich zeigte die 26-Jährige 2010 mit einer ungewöhnlichen Verbindung von Streicher- und Jazzensemble, wie weltgewandt Intimität klingen kann.
Und auch Metheny hat sein Urteil noch mal bestätigt: so eine herausragende Musikerin wie Esperanza hat er Zeit seines Lebens noch nicht getroffen. Eine ungewöhliche Begegnung ist am Dienstag auf Kampnagel in jedem Fall garantiert. Und Justin Bieber? Wer ist das überhaupt?
■ Di, 5. 7., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20
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