piwik no script img

Norbert Schatz, ehemaliger Gorch-Fock-KapitänHarter Hund am Ende

Norbert K. Schatz

■ 54, seit 2006 Kommandant der Gorch Fock, diente zuvor auf Fregatten und lehrte am „Taktikzentrum“ der Marine. Foto: dpa

Am Morgen des 14. Januar 2011 war Norbert Schatz, damals noch Kommandeur des Segelschulschiffs „Gorch Fock“, am Ziel seiner Träume: „Das ist einzigartig. Das ist ein Geschenk, und das muss man dann auch annehmen“, soll er laut Reisetagebuch gesagt haben, als die Gorch Fock zum ersten Mal in ihrer Geschichte Kap Hoorn umrundete. Das Reisetagebuch vermerkt, an Bord habe „aufgekratzte Stimmung“ geherrscht.

Zwei Monate war es da her, dass eine Kadettin im brasilianischen Hafen Salvador da Bahia aus der Takelage der Gorch Fock zu Tode gestürzt war – für Schatz ein bedauerlicher Unfall, nicht mehr. Viele Offiziersanwärter seien nicht mehr richtig fit, hatte er nach dem Todesfall erklärt. „Vielleicht sollte man jeden erstmal zehn Klimmzüge machen lassen. Manche schaffen nur zwei.“

Auch als die Ausbildung an Bord des Dreimasters ausgesetzt, die Offiziersanwärter zurückgerufen wurden, hatte Schatz die Reise fortsetzen lassen, um Kap Hoorn zu erreichen. Einige Tage nach seinem Triumph wurde er dann vom Dienst suspendiert – der Wehrbeauftragte des Bundestages, der FDP-Abgeordnete Hellmut Königshaus, hatte von unhaltbaren Zuständen an Bord berichtet. Besatzungsmitglieder, die nach dem Tod der Kadettin nicht in die Takelage hatten aufsteigen wollen, seien unter Druck gesetzt und mit Meuterei-Vorwürfen konfrontiert worden. Außerdem sei es zu sexuellen Belästigungen gekommen.

In einem offenen Brief hatte sich die Stammbesatzung zwar vorbehaltlos hinter ihren Kommandanten gestellt, doch Norbert Schatz war nicht mehr zu halten. Der Kapitän habe in einem „persönlichen Gespräch“ mit Marine-Inspekteur Axel Schimpf um seinen Abschied gebeten, heißt es im Abschlussbericht des Verteidigungsministeriums zu den Vorgängen, der am Freitag bekannt wurde.

Aus Marinekreisen hieß es, dem ehemaligen Kommandanten würden „schwere Versäumnisse“ vorgeworfen. Er habe es versäumt, für „widerspruchsfreie, verlässliche und klare Vorgaben an Bord“ zu sorgen.

Doch Norbert Schatz bleibt ja immer noch Kap Hoorn. WIE

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen