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Blood in the Mobile Dänemark 2011, R: Frank Poulsen „Blod i mobilen“ ist ein engagierter Dokumentarfilm über eine Schattenseite der Produktion von Mobiltelefonen und Computern: die Finanzierung des blutigen Bürgerkriegs im Kongo durch die Kontrolle der Minen, in denen für Handys benötigte Mineralien gefördert werden, unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Kassiterit ist ein Zinnerz und Coltan ein Erz, aus dem dass Metall Tantal gewonnen wird: von den beiden für die Mikroelektronik immer wichtigeren Rohstoffen befinden sich die Hauptlagerstätten in Zentralafrika. Ein Großteil der Minerale, die für die Mobiltelefonproduktion notwendig sind, kommt aus dem Osten Kongos. Die großen Hightechkonzerne wie Nokia, Intel, Apple, Hewlett Packard und Nintendo finanzieren durch den Ankauf von Kassiterit und Coltan, die auch Konfliktminerale genannt werden, den Bürgerkrieg dort mit. Frank Poulsen hat es zusammen mit zwei Kameramännern geschafft, die bewaffneten Gruppierungen zu filmen: Wie sie am Rande des riesigen Minengeländes von Bisie, mitten im Dschungel vom Ostkongo, Kontrollpunkte errichten. Wer das riesige Minengelände betreten oder verlassen möchte, muss zahlen. Mehr als 15.000 Leute kampieren auf dem Minengelände. Vor vier Jahren war hier noch Urwald, jetzt ist die hügelige Landschaft kahl, überall sind Verschläge aufgebaut, wo die Minenarbeiter unter einfachsten Bedingungen schlafen und sich auf den nächsten Gang in die Schächte vorbereiten. Jede Gruppe gräbt sich für sich in den Boden, die Schächte sind nur provisorisch gesichert, so gut es eben geht. Von weit her gekommen sind einige, um hier Geld zu verdienen. Viele sind noch halbe Kinder. Poulsen lernte in Goma den 16-jährigen Chance kennen. Chance arbeitet seit drei Jahren in den Schächten. Am Anfang hat er die Hitze im Berg kaum ausgehalten, musste gleich wieder nach oben. Jetzt bleibt er oft tagelang im Schacht, weil es so beschwerlich ist, herauszukommen. Chance, in T-Shirt, ohne Helm oder anderen Schutz, mit einem großen Hammer als einzigem Werkzeug, nimmt Poulsen mit seiner leichten Digitalkamera mit in den Schacht. Diese Bilder, Höhepunkt des Filmes, sind atemberaubend. „Blod i mobilen“ zeigt, wie die Erze gefördert werden, die nachher die schön glänzenden kleinen Handys am Laufen halten. Das lässt vergessen, wie nervig die Erzählstruktur des Filmes auf die Person Frank Poulsen zugeschnitten ist: Michael Moore-mäßig setzt sich Poulsen immer wieder selbst ins Bild, er will wissen, was in seinem Handy enthalten ist. Es lässt ihm keine Ruhe, dass er mit dem Kauf von Handys einen blutigen Bürgerkrieg mitfinanziert. Poulsen fordert vom Nokia-Konzern, dessen Handys er benutzt, eine Zusage, dass sie keine Konfliktmineralien mehr verwenden. Dabei gerät ihm aus dem Blick, dass auch ohne den brutalen Bürgerkrieg die Produktionsbedingungen unmenschlich wären und das Diktat der Gewinnmaximierung genau die gefährlichen Arbeitsbedingungen verlangen würde, die Poulsen so eindrücklich mit der Kamera dokumentiert hat.

Mo, 11.7., 19.00 Uhr, Abaton, Allendeplatz 3, Eintritt frei

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