piwik no script img

„Straßenszene“ wird Chefsache

Berlin bemüht sich verstärkt um die leihweise Rückgabe des Kirchner-Bildes. Gespräche zwischen Wowereit und dem Gemälde-Besitzer in New York möglich

Der Senat hat seine Absicht bekräftigt, sich verstärkt um die Leihgabe des Kirchner-Gemäldes „Berliner Straßenszene“ zu bemühen. Senatssprecher Michael Donnermeyer sagte gestern am Rande der Kabinettssitzung, man mache sich weiter Hoffnung, das Bild nach Berlin zurückholen zu können. Das Land wolle über eine leihweise Rückgabe mit dem derzeitigen Besitzer, Ronald S. Lauder, verhandeln. Lauders Gesprächsangebot bedeute ein „Signal“ für eine zukünftige Lösung.

Nach Informationen der taz wird die Senatskanzlei schriftlich auf Lauders Angebot reagieren. Außerdem wäre es möglich, dass sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei seinem Besuch im Spätsommer in New York mit Lauder treffen könnte. Würde das Bild nach Berlin zurückkehren, käme es wahrscheinlich wieder ins Brücke-Museum, aus dem es 2006 entfernt wurde – und nicht in die Neue Nationalgalerie, wie Medien berichteten.

Der US-Unternehmer Lauder hatte 2006 das Bild für 38 Millionen Dollar ersteigert. Seither hängt die „Straßenszene“ in seiner New Yorker Galerie. Lauder hat jetzt angeregt, den Kirchner an Berlin auszuleihen. Es wird vermutet, dass hinter dessen Initiative sein Interesse für das jüdische Erbe der Stadt steht.

Kirchners expressionistisches Meisterwerk „Berliner Straßenszene“ (1913) hing bis zum vergangenen Jahr im Brücke-Museum. Das Land hatte das Bild als NS-Raubkunst an die Erben des jüdischen Sammlers Alfred Hess zurückgegeben. Kritiker warfen dem Senat eine vorschnelle Rückgabe vor. Der Senat hatte sich bei der Rückgabe auf internationale Abkommen über den Umgang mit NS-Raubkunst berufen. ROLF LAUTENSCHLÄGER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen