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Thilo und das ZDF im Kiez

SPEKTAKEL No-go-Area? Inszenierung? Heute läuft Sarrazin im Kreuzberg-TV

Viel wurde drüber geredet, noch mehr drüber geschrieben. Am Freitag um 23.15 Uhr ist es nun zu sehen: Kreuzberg will nichts von Thilo Sarrazin wissen, obwohl sich die ZDF-„Kultur“-Sendung „Aspekte“ so viel Mühe gab.

Am 12. Juli sollte der Buchautor („Deutschland schafft sich ab“) und Ex-SPD-Finanzsenator den Türkenmarkt am Neuköllner Maybachufer, das Restaurant Hasir in der Adalbertstraße und einen alevitischen Kulturverein besuchen. Mit dabei: ein Kamerateam von „Aspekte“. „Wir wollten sehen, wie bereit die Gesellschaft ist, über Integration kontrovers zu diskutieren“, so Aspekte“-Chef Christhard Läpple.

Blöd nur, dass das die Kreuzberger nicht wollten. Im Restaurant wurde Sarrazin nicht bedient, das Kulturzentrum lud ihn aus. Sarrazins Reaktion: „Auf die Weise bestätigen Sie Vorurteile. Sie sind keine Demokraten.“

Was dann folgte, war wohl Teil der Inszenierung: Die B.Z. titelte: „So wurde Sarrazin von Türken aus Lokal verjagt“. Die CDU sprach von No-go-Areas. Sarrazins Demokratieverständnis stand nicht zur Debatte. Dem Tagesspiegel verweigerte er das Gespräch mit der Begründung: „Nach der Berichterstattung über meine Frau möchte ich nicht mit Ihrem Blatt reden.“ Gemeint waren Berichte über antiquierte Erziehungsmethoden der Lehrerin Ursula Sarrazin.

Auch zum Medienthema hat es die ZDF/Thilo-Koproduktion geschafft. Als der Deutsche Kulturrat von einer „peinlichen Inszenierung“ sprach, gab Krawallschachtel Henryk M. Broder einen Journalistenpreis des Kulturrats zurück. Am Freitag darf nun das Publikum entscheiden. In Kreuzberg trifft man sich ab 21 Uhr am Heinrichplatz zum „Public Buhing“. UWE RADA

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