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Freiraum für alle

FESTIVAL Zum achten Mal veranstaltet dieses Wochenende eine kleine Gruppe an der Freilichtbühne im Harburger Stadtpark das „Umsonst und draußen“-Festival „Keine Knete, trotzdem Fete“

Viel tut sich an der idyllischen Freilichtbühne im Harburger Stadtpark nicht mehr. Von den Holzbänken, auf denen vor 80 Jahren noch regelmäßig Theatergäste saßen, sind nur die Steinsockel geblieben. Und auch die Bühne davor steht nicht nur im Schatten der meterhohen Bäume – auch kulturell fristet die verwunschene Lichtung ein Schattendasein. Den größten Teil des Kulturprogramms bestreiten hier heute die Singvögel, nur ab und an gesellen sich zu ihnen ein paar Techno-Fans, eine Handvoll probender Theaterfreunde und einmal im Jahr die Fronleichnamsprozession der hiesigen katholischen Kirche.

Für zwei Tage im Jahr aber stehen seit kurzem wieder Menschen auf der fast vergessenen Bühne. Eine kleine politische Gruppe stellt hier seit acht Jahren das unkommerzielle Festival „Keine Knete, trotzdem Fete“ auf die Beine, angetrieben von einer gemeinsamen Mission: „ins unpopuläre Harburg mal ein bisschen Leben zu bringen“, weil dort „viel zu wenig Freiräume für Kunst, Kultur und linke Politik existieren“.

Wichtig ist dabei, dass der Freiraum auch tatsächlich von allen genutzt werden kann: Familienfreundlich und bunt soll es sein. Neben jeder Menge Musik unter anderem von Herrn von Grau und den Clandestinos de Hamburgo gibt es deshalb auch diesmal eine Open-Air-Ausgabe des Poetry Slams „Heimfeld ist Reimfeld“, dazu Straßentheater der Open Acting Academy Hamburg-Wien und am Samstagnachmittag ein großes Kinderfest auf der Wiese.

Eintritt muss dafür niemand zahlen, eine Einschränkung gibt es aber: Nicht alles kann man mit dem Idealismus und Spaß der OrganisatorInnen, HelferInnen und UnterstützerInnen bezahlen. Und so kommt das nötige Geld ausschließlich aus dem Verkauf ausdrücklich günstiger Getränke – selbst Mitgebrachtes wird da nicht gern gesehen. Das Argument dafür ist schnell verstanden: es geht schließlich um „gelebte Solidarität“. MATT

■ Fr, 29. 7. ab 17 Uhr und Sa, 30. 7. ab 14 Uhr, Freilichtbühne im Stadtpark Harburg, Marmstorfer Weg; www.keineknetetrotzdemfete.de

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