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der rechte randDithmarscher Kameraden

Eigentlich dürften sie in den Räumen „Zur Börse“ gleich „Ünner’n Diek“ gar keine Konzerte mehr veranstalten. Anfang Mai löste die Polizei in der ehemaligen Gaststätte im schleswig-holsteinischen Neufeld eine „private Party“ von Neonazis mit vier Bands auf. Es folgten behördliche Auflagen, mit denen der Kreis Dithmarschen eine weitere Nutzung unterbinden wollte.

Die Kameradschaft „Nationale Aktionsfront Dithmarschen“ (NAD) stört das wenig. „Die renovieren da“, sagen Anwohner über die Kameraden: „Die machen weiter.“ Am kommenden Samstag soll auch wieder ein Konzert stattfinden. Ganz im Sinne der Rechtslage aber open air – und vermeintlich privat. Denn das Wohnrecht in der ehemaligen Gaststätte ist nach Angaben des Kreises nicht eingeschränkt – private Feiern bleiben erlaubt.

„Über operative Maßnahmen können wir nichts sagen“, sagt eine Sprecherin des Verfassungsschutzes Schleswig-Holstein auf Nachfrage zu dem Konzert. Im ihrem Jahresbericht erklärt die Behörde, dass die Szene seit 2005 „politisch“ organisierter auftrete. Nun bestehe die Gefahr, dass durch die Konzerte „politisch noch nicht gefestigte Jugendliche“ an die NAD herangeführt werden könnten. Den Veranstaltern mehrerer Rechtsrockkonzerte sprang inzwischen der NPD-Bezirk Südwest um Ingo Stawitz bei: Ein Infostand in Heide forderte unlängst: „Musik auch für Rechte“.

An die 60 Kameraden im Alter zwischen 21 und 35 Jahren soll die Dithmarscher Nazi-Szene haben. Einer davon ist Tim Schatowitz, der die „Börse“ bis Ende 2009 gemietet hat. Im vergangenen Jahr wies das Landgericht Itzehoe eine Berufung Schatowitz’ ab, so dass eine Verurteilung wegen der Verbreitung volksverhetzender Schriften rechtskräftig wurde.

Zwischen Brunsbüttel und Heide griffen Rechte im vergangen Jahr aber auch verstärkt nicht-rechte Jugendliche an. So „besuchten“ sie in kleinen Gruppen den Peter-Panter-Buchladen Meldorf, den sie offenbar als „links“ einstufen.

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