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Enttäuschender Sieg für den Favoriten

FRANKREICH Nicolas Sarkozy gewinnt die Abstimmung zum Parteichef der UMP deutlich. Doch von dem angestrebten Triumph ist er weit entfernt. Sein Kontrahent Bruno Le Maire wird in der Partei mitreden

AUS PARIS RUDOLF BALMER

Bei den meisten Wahlen wäre der Sieger stolz bei einem Resultat von 64,5 Prozent der Stimmen. Nicht so Nicolas Sarkozy, der zum Parteichef der konservativen UMP gekürt wurde. Auf das Verdikt der 268.000 UMP-Mitglieder reagierte er am Samstagabend mit keinem Wort. Für die Fans des früheren Staatspräsidenten, die vor der Parteizentrale Trikoloren schwingen und immer wieder den bekannten Siegesruf nach der Wahlschlacht „On a gagné“ (Wir haben gewonnen“) anstimmen, tun jedoch Prozentanteile nichts zur Sache, für sie zählt nur der Sieg.

Doch es ist nicht der von Nicolas Sarkozy erhoffte und benötigte Triumph. Sein Stimmenanteil liegt klar unter seinen eigenen Erwartungen. Mit weniger als zwei Dritteln kann von einem Plebiszit keine Rede sein. Auch Zeitungen wie Les Echos und Le Figaro sprechen daher von einem „enttäuschenden Sieg“. Fast 30 Prozent gaben seinem ehemaligen Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire den Vorzug, 6 Prozent votierten für den Erzkonservativen Hervé Mariton.

Ein Erfolg war die Wahl für die UMP. 57 Prozent der eingeschriebenen Mitglieder haben sich beteiligt, und trotz diverser Hackerangriffe verlief laut Beobachtern die elektronische Stimmabgabe korrekt. 2012 hatte es nach einem äußerst knappen Ausgang zwischen Jean-François Copé und François Fillon einen zermürbenden Streit über Betrug und Manipulationen gegeben.

Mit seinem erstaunlich guten Abschneiden wird Le Maire heute als eigentlicher Gewinner bezeichnet. Er ist die große Überraschung dieser Parteiwahlen. Mit ihm und seinen Ideen müsse Sarkozy in Zukunft intern rechnen, heißt es. Le Maire hatte noch vor der Wahl gesagt, er werde zwar mit dem zukünftigen UMP-Chef zusammenarbeiten, wolle aber keinen Posten in der neuen Parteileitung.

Sarkozy hatte in seiner Kampagne angekündigt, er wolle die Partei umkrempeln, den Namen ändern und das bürgerliche Zentrum (UDI-Modem) und andere kleinere Parteien integrieren, um so bei den Präsidentschaftswahlen von 2017 wieder an die Macht zu kommen.

Mit seiner Wahl zum UMP-Parteichef wollte sich Sarkozy seinen Platz als Präsidentschaftskandidat für 2017 reservieren. Das ist ihm misslungen. Laut Umfragen betrachtet ihn zwar eine knappe Mehrheit der UMP-Sympathisanten als besten Bewerber, bei den Franzosen und Französinnen insgesamt heißt der Favorit aber Alain Juppé.

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