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Viel Holz, wenig Moos

DÜSSELDORF taz ■ Noch immer wird im Sauerland und im Siegerland aufgeräumt. An den ehemaligen Waldwegen, die nun durch Trümmerfelder führen, türmen sich Holzstapel. „Kyrill“ hinterließ besonders in Nordrhein-Westfalen eine Spur der Verwüstung: 25 Millionen Bäume knickten am 18. Januar um – das entspricht der Hälfte des Gesamtschadens in Deutschland.

Der Kubikmeterpreis für Fichtenstammholz liege nun bei 50 Euro, gegenüber 75 Euro im vergangenen Jahr, sagt Franz Püttmann, Ministerialrat im NRW-Landwirtschaftsministerium. Doch trotz des plötzlich großen Angebots habe es „keinen abrupten Preissturz gegeben“. Denn auch die nachlassende Baukonjunktur bei Privatleuten und der starke Euro hätten zum Preisrückgang beigetragen.

Friedrich Ostendorff vom BUND sieht das anders. „Das Land hat das Holz aus seinen Staatswäldern an einen österreichischen Großkonzern verscherbelt und so den Preis in den Keller getrieben.“ So bleibe den Bauern wenig Spielraum für eine ökologisch sinnvolle, aber teure Aufforstung. „Die kleinen Höfe haben ihren Wald als Sparbuch benutzt. Wenn das Geld knapp war, wurde ein Baum gefällt.“

Inzwischen gibt es Pläne, wie eine Wiederaufforstung aussehen soll. Eine Expertenkommission der Landesregierung hat Vorschläge für die Waldbesitzer erarbeitet. Verantwortlich für die verheerenden Folgen des Orkans ist auch die Monokultur: Die Fichten kippten wie Dominosteine um. Deshalb sollen nun verschiedene Baumarten angepflanzt werden. Viele Flächen müsse man nur in Ruhe lassen, dann stelle sich eine Wiederbewaldung mit standortgerechten Arten ein. Auch werden detaillierte Vorschläge für Mischwaldanpflanzungen gemacht. Die Grafiken sehen aus wie Strickmuster. Eine Skizze mit Kreuzen und Kreisen trägt die Bildunterschrift: „Eichen-Trupp mit dienenden Baumarten“.

Das Land NRW hat 56 Millionen Euro bereitgestellt, um die ökologische Wiederaufforstung zu fördern. Friedrich Ostendorff vom BUND ist aber skeptisch. 95 Prozent der umgeknickten Bäume waren Nadelhölzer, davon wiederum 95 Prozent Fichten. Eine Fichte könne nach 60 Jahren gefällt werden, eine Buche erst nach weit über 100 Jahren. „Das sind doch Zeitspannen, in denen heute kein Geschäftsmann mehr denkt.“

So könnten die forstwirtschaftlichen Fehler der letzten Jahrzehnte wiederholt werden, nur dass man statt Fichten den Modebaum Douglasie anpflanzt. Der aus Nordamerika stammende Nadelbaum verkraftet den Klimawandel besser, fällt aber bei einem Orkan genauso schnell um.

Birgit Beckers vom Naturschutzbund NRW ist hingegen optimistischer. „Kyrill“ habe den Waldbesitzern gezeigt, dass ökologische Forstwirtschaft auch ökonomisch sinnvoll sei. „Wir haben uns nicht über den Sturm gefreut. Aber es gibt jetzt eine Chance des Umdenkens, die es zuvor nicht gab.“ Einer der Kleinbauern hat inzwischen eine eigene Strategie gegen kommende Orkane entwickelt: „Ich pflanze nur noch Nordmanntannen und hacke sie ab, wenn sie 1,50 Meter groß sind.“ LUTZ DEBUS

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