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Kennedy für Coffeetables

JFK“ heißt ein schwerer, opulenter und ambitionierter Fotoband über den 35. Präsidenten Amerikas. Kennedy war eine strahlende Figur in der US-Politik, weil er jung war, blendend aussah und Charisma hatte. Darüber vergisst man leicht, dass Kennedy denkbar knapp Präsident wurde, mit gerade mal 100.000 Stimmen mehr, und dass er in den drei Fernsehdebatten mit Nixon keineswegs als strahlender Sieger hervorging.

Der Bildband hält grandiose Szenen aus dem Wahlkampf fest, als Kennedy vom Dach eines Autos spontan zu einer kleinen Gruppe von Leuten in River Falls, Wisconsin, spricht, mit Hochwasserhosen und den sagenhaften Chevys im Hintergrund. Dann ein Foto, als John Kennedy seinem Bruder Robert mitteilt, dass er Lyndon B. Johnson zum Vizepräsidenten machen würde, den Robert hasste. Wie Johnson bei einem Wahlkampfauftritt am Amarillo Airport in Texas den Piloten den Stinkefinger zeigt, weil die die Motoren ihrer Maschinen anwarfen, um die Wahlkampfrede zu stören, und wie ihn Kennedy zu beschwichtigen versucht. Fotos vom „Rat Pack“ Sinatra, Tony Curtis und Sammy Davis Jr., die Kennedy unterstützten, und wie Davis auf dem Parteitag der Demokraten beim Singen der Nationalhymne ausgebuht wurde, weil ihm die Südstaatler seine Heirat mit der weißen Schauspielerin May Britt übelnahmen.

Tolle Fotos, die gut kommentiert sind, und ein sympathisierender Text von Norman Mailer, „Superman kommt in den Supermarkt“, von dem er in seinem für ihn typischen Größenwahn glaubte, er hätte die entscheidenden Stimmen für den Sieg Kennedys gebracht. KLAUS BITTERMANN

Norman Mailer: „JFK. Superman Comes to the Supermarket“. Hrsg. v. Nina Wiener. Taschen, Berlin 2014, 370 S., 99,99 Euro

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