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„Wir haben in Bremen Glück“

FEIERLICH Bremens Synagoge wird 50 Jahre alt. Die Gemeinde lädt zum Jubiläum am Sonntag ein

Grigori Pantijelew

■ 52, ist stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bremen, Dirigent und Uni- Dozent für Musik.

taz: Ist Polizeischutz für die Synagoge Bremen notwendig, Herr Pantijelew?

Grigori Pantijelew: Das entscheiden nicht wir vom Gemeindevorstand, sondern die Sicherheitsbehörde. Aber er ist notwendig, insbesondere für den Kindergarten. Darüber bin ich sehr unglücklich. Es ist nicht gut für die Seelen der Kinder, wenn die Polizisten mit Waffen herumlaufen.

Hat sich die Gemeinde an die Sicherheitsvorkehrungen gewöhnt?

Nein. Wenn zum Beispiel eine unangekündigte oder unklar gekennzeichnete Postsendung in die Synagoge eingeht, gibt es helle Aufregung. Dann werden gleich die Polizisten verständigt. Es wird erst mal Böses erwartet.Warum?

In Bremen haben wir großes Glück. Aber in anderen Städten gibt es öfter Vorfälle. Das kann hunderte Kilometer weit weg sein, aber jede Gemeinde fühlt sich gleich mitbetroffen. Dabei haben wir hier ein gutes Verhältnis zu den Behörden der Stadt. Die Politik thematisiert Antisemitismus ganz offen.

Wie ist die Gemeinde Bremen zusammengesetzt?

Einige wenige sind Nachkommen der displaced persons, die Bremen als Aufenthaltsort nach dem Zweiten Weltkrieg gewählt haben.Von den 1.100 Mitgliedern besteht allerdings der größte Teil aus Juden, die aus der ehemaligen Sowjetunion geflohen sind.

Wird im Kindergarten also Russisch gesprochen?

Nein, Deutsch. Die Einrichtung ist offen für alle Konfessionen und auch für alle Herkunftsländer. Wir haben auch nicht- jüdische Kinder. Bei uns wird koscheres Essen angeboten. Zudem lernen die Kinder jüdische Gebräuche wie Lieder und Tänze.

Interview: LTK

Tag der offenen Tür, Neue Synagoge an der Schwachhauser Heerstraße, So, ab 11 Uhr

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