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Er liebt es diplomatisch

Seine Nominierung fiel einstimmig aus: Nach dem Willen der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament soll ihr bisheriger Vorsitzender Martin Schulz neuer EU-Parlamentspräsident werden. Damit kann sich der rheinische SPD-Abgeordnete auf die Krönung seiner politischen Karriere freuen. Aufgrund eines Deals mit der Europäischen Volkspartei EVP dürfte seine Wahl am 17. Januar 2012 zum Nachfolger des Polen Jerzy Buzek nur eine Formsache sein.

Seit 1994 sitzt Schulz in Brüssel. Ins Rampenlicht trat er am 2. Juli 2003 – dank Silvio Berlusconi. Der italienische Ministerpräsident antwortete auf eine Nachfrage von Schulz mit einem „Witz“: In Italien werde gerade ein Film über KZs gedreht und er wolle ihn „für die Rolle des Kapo vorschlagen“. Die Aufregung war groß, eine Entschuldigung lehnte Berlusconi ab. Schulz stammt aus Würselen bei Aachen. Mit 19 Jahren trat er in die SPD ein.

Im EU-Parlament machte er sich einen Namen als scharfzüngiger und streitlustiger Redner. Doch eigentlich ist er ein bürgerlicher Sozialdemokrat, der im Bundestag wohl dem Seeheimer Kreis angehören würde. Hinter den Kulissen liebt er es diplomatisch. So wettere Schulz zwar vehement gegen die Mediengesetze in Ungarn, votierte jedoch mit den Konservativen gegen eine ungarnkritische Resolution.

PASCAL BEUCKER

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