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hamburg heuteAn den Haaren in der Arena baumeln

„Warum das Kind in der Polenta kocht“: Der Roman einer Zirkusartistin auf dem Theater

Lieb gewinnen dürfen sie nichts, denn sie werden ja wieder gehen. Gehen – in eine andere Stadt, ein anderes Land. Zum Beispiel, 1967, in den goldenen Westen: Einer rumänischen Zirkusfamilie entstammte Aglaja Veteranyi, deren autobiographischer Roman „Warum das Kind in der Polenta kocht“ 1999 erschien. Jetzt wird er als Theaterstück in Hamburg aufgeführt.

Ihre eigene schwierige Kindheit verarbeitet die Autorin, die Schauspielerin und Tänzerin wider Willen war, in dem grellbunten Musik-Performance-Video-Stück. Mit 15 erst lernte Veteranyi – die Familie hatte sich endgültig in der Schweiz niedergelassen – Deutsch lesen und schreiben. Ab 1982 arbeitete sie als freie Schriftstellerin in Zürich. Auch Schauspielauftritte absolvierte die Autorin, deren Stück die Ängste eines Kindes illustriert, dem als einziger Rückzugsraum der Zirkuswagen blieb. Ihn öffnete sie stets nur halb, damit so wenig Heimat wie möglich entfloh.

Und was tut die Protagonistin, des Stücks, um die Angst um die in der Zirkusarena baumelnde Mutter zu bannen? Sie erfindet Geschichten – von in der Polenta gekochten Kindern und einem Himmel extra für Artisten. Eine skurriles Stück, dessen Autorin sich 2002 – ihr zweiter Roman „Das Regal der letzten Atemzüge“ war gerade erschienen – im Alter von 40 Jahren das Leben nahm.PS

20 Uhr, Hamburger Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23

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