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Keine Spaßzonen mehr

HENKEL RÄUMT AUF

Innensenator Frank Henkel (CDU) macht Kehraus. Zuallererst traf es die Hunde und ihre Besitzer am Grunewald. Schluss mit Gassigehen am Schlachtensee. Nicht mal an der Leine dürfen sich Herr und Hund mehr blicken lassen.

Hunde kläffen und fallen manchmal Menschen an, sie führen den unappetitlichen Hundebandwurm Toxocara mit sich, ihr Kot wird in den See gespült. Verständlich, dass das einigen stinkt. Und zu Wortgefechten unter Jack-Wolfskin-Jacken-Besitzern führt. Der Hund bedroht den sozialen Frieden in Zehlendorf. Von Mai an gilt für ihn am Ufer ein „Mitnahmeverbot“.

Im kahl rasierten Görlitzer Park sind Hunde noch erlaubt – an der Leine. Abgesehen davon gilt dort bald ein anderes Mitnahmeverbot: Henkel will null Toleranz gegenüber Cannabis, auch der bisher zugestandene Krümel Eigenbedarf soll künftig draußen bleiben. Dealer verkaufen hier Dope. Das muss man nicht gut finden, aber auch nicht gefährlich. Die Polizei hatte bisher wegen der 15-Gramm-Grenze wenig Handhabe gegen Dealer.

Komisch nur, dass sich jetzt nicht einmal die harten Hunde von der Polizeigewerkschaft über den Beschluss freuen. Die Beamten beklagen, es mangle an Personal, um das Verbot durchzusetzen, und wollen statt der Kiffer stärker Drogennetzwerke im Untergrund überwachen. Es soll ja auch noch anderer Stoff kursieren, härterer, an anderen Plätzen.

Clevere Spürnasen wittern indes: Was Henkel ausgegraben hat, ist ein symbolischer Knochen: das Ende der Spaßzonen. Den Hunden bleibt der dreckige Grunewaldsee, friedlichen Dealern und Kiffern bleiben am Ende nur die dunklen Ecken in Kreuzberg. „Die spielen nur.“ Das sagt bald keiner mehr.

TOBIAS KRONE

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