piwik no script img

ERIC BONSE ÜBER DEN ANTITERRORKAMPF DER EUMutlose Außenminister

Ein Kampf der Kulturen ist ungefähr das Letzte, was wir nach dem Attentat auf Charlie Hebdo in Paris brauchen. Abendland gegen Morgenland, Christen gegen Moslems, Gläubige gegen Ungläubige: Das hieße, in die Falle der Terroristen zu gehen und das Lied von Pegida zu singen.

Daher ist es auf den ersten Blick vernünftig, was die EU-Außenminister in Brüssel vereinbart haben: Sie wollen angesichts der Terrorgefahr auf die arabische Welt zugehen und die Kooperation ausbauen – von den Geheimdiensten über die Politik bis zur Kultur. Sinn macht das aber nur, wenn die EU in diesen Ländern auch die Meinungs- und Pressefreiheit verteidigt.

Dazu sagten die Minister kein Wort. Auch die Krise in Syrien, Irak und Jemen spielte nur eine Nebenrolle. Dabei sind dies die Länder, in denen sich al-Qaida und Islamischer Staat ausbreiten und Terroristen schulen.

Dazu hätte man sich klare Aussagen unserer Chefdiplomaten gewünscht. Wie wollen sie künftig mit dem syrischen Diktator Assad umgehen? Was werden sie für die Sunniten im Irak tun? Welche Rolle soll der Iran spielen, der bereits im Kampf gegen IS mitwirkt? Wie geht Europa mit autoritären Regimes in Saudi-Arabien oder Katar um? Doch dazu: nichts. Die EU-Außenbeauftragte Mogherini erwähnte diese Staaten nicht einmal – und wenn doch, dann nur, um ihnen eine engere Zusammenarbeit anzubieten. Sogar eigene „Sicherheitsattachés“ will die EU künftig in den Nahen Osten schicken – zusätzlich zu den nationalen Schlapphüten.

Mit diesen Sicherheitsberatern lässt sich vielleicht ein neuer Auslandsgeheimdienst aufbauen. Einige EU-Politiker fordern ja schon eine europäische CIA. Noch so viele Attachés ersetzen aber keine außenpolitische Strategie, die die Ursachen des Terrors beseitigt. An diesem entscheidenden Punkt scheitern die Außenminister.

Inland SEITE 6

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen