Wochenübersicht: Bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Es ist der wahrscheinlich berühmteste Seufzer der Weltliteratur, das „Ach“ der Alkmene. Sozusagen das Schlusswort von Heinrich von Kleists „Amphitryon“. Darin geht es um eine Art Wäschekammergeschichte der Mythologie, die Zeugung des Herakles nämlich. Jene seufzende Alkmene betörte einst durch ihre Schönheit Frauenfreund und Göttervater Zeus. Der listige Zeus schleicht sich in der Gestalt von Alkmenes Gatten, des Titelhelden Amphitryon, ins Bett der Alkmene und beschert der Guten eine erstklassige Liebesnacht. Das hat natürlich Folgen. Auch für die Identität des Gehörnten, den nun die Frage umtreibt, wer er eigentlich ist. Am Maxim Gorki Theater inszeniert nun Jan Bosse, der Spezialist fürs Leichte im Schweren, das Stück. Premiere ist Samstag. Für das Schwere im Leichten ist immer noch Altmeister Frank Castorf zuständig, der seinen nächsten Augiasstall ausgemistet und den Inhalt auf die Bühne gebracht hat: einen Stoff des berüchtigten Louis-Ferdinand Destouches, genannt Céline. Der Roman „Nord“ beschreibt die Odyssee eines Stabsarztes des Vichy-Regimes durch das physisch und metaphysisch zerstörte Deutschland. Nach der Premiere im Juni während der Wiener Festwochen und einem Abstecher nach Avignon kommt Castorfs Céline-Adaption am Donnerstag nun in Berlin auf die Bühne der Volksbühne. Hochkarätig eröffnet auch das Ballhaus Ost seine Saison, wo Philipp Reuter Sam Shepherds „Fool for Love“ – ein Gefühlsduell am Rande der Wüste – mit Alexander Scheer und Nicolette Krebitz inszeniert hat. Und auch das unverwüstliche, für seine Theatersoap „Gutes Wedding, Schlechtes Wedding“ berühmte Prime Time Theater hat die Sommerpause längst beendet und zeigt ab Samstag die gleichfalls TV-geschulte Krimikomödie: „Totgelacht – Ein Clown sucht seinen Mörder“.
Amphitryon: Maxim Gorki Theater, ab Sa.
Nord: Volksbühne, ab Do.
Fool for Love: Ballhaus Ost, ab Mi.
Totgelacht: Prime Time Theater, ab Sa.
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