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berliner szenen In Pankow

Erschießen

Frisch gewaschene Wäsche flattert unbewacht an Leinen zwischen den Wohnblocks. Die Grünfläche, auf der die Kleider trocknen, ist für jedermann zugänglich. Hier geht so was, hier herrscht Ordnung. Dazu verpflichtet schon das nicht beschmierte Schild am Eingang zum eingezäunten Müllplatz: „Einwurf Container Montag–Sonnabend 7–13 Uhr & 15–20 Uhr Sonn- & Feiertag kein Einwurf!“ „Tür schließen! 20 Uhr“, steht handgeschrieben am Hauseingang. Darüber wacht verlässlich ein Hauswart. Wir sind in Pankow, im Stadtteil Heinersdorf.

Ein vietnamesischer Kramladen vertreibt Alkohol und Kurioses der Marke billig. Dazu binden zwei Vietnamesen Blumensträuße nach den Geschmacksvorstellungen der Deutschen – oder was sie dafür halten. Das sind die Ausländer, die im Kiez sichtbar sind. Man sieht alte Menschen an Gehhilfen, alte Paare auf dem Weg zum Einkaufen, lange nicht gesehen in dieser Dichte. Sie versorgen sich hier noch selbst und kennen einander.

Kein Lärm, kein Dreck, kein herumfliegender Müll. Sorgfältig gestutzte und gehegte Vorgärten, der feinste Kitsch aus Porzellan darin, Immergrünes, Geranien, Hortensien in Altrosa. Abends nach neun sind die Bürgersteige wie leergefegt von Menschen, tagsüber eigentlich auch, weil alle schnurstracks zur S-Bahn laufen oder zum Supermarkt.

Dort traf ich neulich auf ein Paar, das aus dem Rahmen fiel. Schmuddelig, alkoholisiert waren sie, redeten Unsinn. Zwei, die Nachschub dringend nötig hatten in Form von Schnaps. Als sie vor mir hinausgingen, sagte die junge sympathische Kassiererin zu mir statt „Guten Abend“, worauf ich eingestellt war: „Die sollte man erschießen.“

GUNDA SCHWANTJE

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