: Kein Schaulaufen, möglichst authentisch
EXKLUSIV Wybcke Meier, Geschäftsführerin von Windrose Reisen, über hochpreisige Reisen und ihren ganz persönlichen Luxus bei dieser Reiseform
■ 43, begann als Reiseleiterin. Es folgte eine Ausbildung zur Reise- und Verkehrskauffrau. Von 2002 bis 2010 war sie für Öger Tours tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung. Seit 2010 ist sie Geschäftsführerin der Windrose Finest Travel GmbH. Seit 2004 Vorstandsmitglied im Deutschen ReiseVerband.
INTERVIEW EDITH KRESTA
taz: Sie sind Geschäftsführerin eines hochpreisigen Reiseveranstalters. Was heißt Luxus beim Reisen?
Wybcke Meier: Jeder hat seine ganz eigene Definition, was Luxus für ihn bedeutet: Zeit haben, in eine andere Lebensweise eintauchen, das Grandhotel mit viel Gold, die Perfektion. Die modernste Definition von Luxus ist sicherlich, dass sich die authentische Lebensweise eines Landes und unaufdringlicher Service vereinen.
Und dieser Luxus wird von Ihren Kunden häufig nachgefragt?
Ja, zum Beispiel bei Leuten, die das Six Senses im vietnamesischen Con Son buchen. Dahinter steht oft ein Lebensstil mit sehr viel Arbeit, sehr viel Druck, wenig Zeit. Diese Leute suchen Orte, die absolute Oasen der Ruhe sind. Keine künstlichen Welten. Kein Schaulaufen. Back to the roots des puren Erholungsurlaubs.
Vietnam will im Süden des Landes Luxustourismus entwickeln. Sie bringen die Urlauber dorthin. Ein Konzept mit Zukunft?
Das Konzept kann aufgehen. Manchmal sind wenige Urlauber, die mehr Geld im Land lassen, verträglicher für die Umwelt. Ich glaube, dass dies für das Land einträglich sein kann, indem man sich Orte, Landstriche, Inseln bewahrt und exklusive Orte erschafft, für die Urlauber allerdings bereit sein müssen genau diese Exklusivität zu bezahlen. Es wird ohnehin für jede touristische Destination die Kunst sein – auch in Europa –, die Grenze zu ziehen, wie viele Touristen sie verkraften kann.
Und die wenig entwickelten Länder mit billigen Arbeitskräften und günstigen Investitionsmöglichkeiten eignen sich besonders für das Luxussegment?
Sicherlich. In Asien ist das Thema Luxushotellerie und entsprechender Service ohne Zweifel leichter zu verwirklichen als zum Beispiel in Europa.
Schöne Strände für reiche Kunden – wo bleibt die vielbeschworene Demokratisierung des Reisens?
Luxustourismus ist kein Gegenkonzept, es ist ein ergänzendes Konzept. Es hat schon immer privilegierte Reisende gegeben. Wie es den hybriden Kunden im Bereich der Mode gibt, gibt es ihn auch beim Reisen. Es kann sein, dass ein Clubhotel in der Türkei genau das Richtige für die Familie ist, aber es kann auch mal eine ganz besondere Reise sein, um ein besonderes Land zu entdecken. Das ist dann möglicherweise unser Kunde.
Wächst das Segment Luxusreisen?
Wir wachsen jedenfalls. Viele Kunden sagen, ich will lieber etwas mehr Geld ausgeben, dafür muss die Organisation und Umsetzung aber auch auf den Punkt stimmen. Ich will andere Länder entdecken, und das perfekt organisiert. Dazu braucht es jemanden, der mich führt und erklärt. So sieht man mehr, nimmt mehr Eindrücke mit. Unsere Aufgabe als Veranstalter ist es auch, herauszufinden, was will der Reisende. Was ist seine Motivation. Wir arbeiten sehr stark an den Reise-Inhalten. Wir haben die Kompetenz. Das unterscheidet uns von einer Suchmaschine.
Spielt Nachhaltigkeit bei der Wahl Ihrer Kunden eine Rolle?
Bisher keine große. Aber sie wird unterschwellig immer wichtiger. Zum Baden in die Karibik fährt heute keiner mehr. Bei Hotelkonzepten wird die Ökologie durchaus nachgefragt oder die fehlende ökologische Ausrichtung kritisiert.
Wie würden Sie Ihre Kunden beschreiben?
Kunden aus dem deutschsprachigen Markt, die gerne reisen, die den Anspruch haben, andere Länder wirklich kennen zu lernen. die neugierig sind. Es sind Gruppenreisende und Individualreisende. Bei den Gruppenreisen ist das Durchschnittsalter um die 60, bei den Individualreisen sind alle Altersgruppen vertreten. Mit dem Alter steigt auch der Wunsch nach Sicherheit, wie sie ein Veranstalter gibt.
Sind Ihre Kunden treu?
Windrose-Kunden machen alle zwei Jahre eine große Fernreise. Wir verwirklichen auch außergewöhnliche Reise-Ideen, die sich nicht massenhaft verkaufen müssen. Der Wunsch nach neuen Kombinationen ist groß. Das umzusetzen, daran zu arbeiten ist mein ganz persönlicher Luxus.
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