Meisterzwang: Ein Relikt aus alten Zeiten
Eine Hausdurchsuchung wegen des Vorwurfes, ein Handwerker habe eine Reparatur ohne erforderlichen Meisterbrief ausgeführt, ist eine überzogene Maßnahme. Denn das Schlimmste, was im skizzierten Fall passieren kann, ist, dass die Arbeit nicht fachgerecht ausgeführt wurde und Schaden entstanden ist. Das aber ist eine Frage, die vors Zivilgericht gehört – nicht vor die Verfassungsrichter.
Kommentar von ELKE SPANNER
Meisterbriefe sind ein Relikt. Das eigentliche Handwerk wird in der Ausbildung gelehrt, nicht im anschließenden Meisterlehrgang. Um den zu beginnen, muss ein Handwerker bereits mehrere Jahre als Geselle gearbeitet haben. Das legt nahe, dass er sein Handwerk zu diesem Zeitpunkt schon versteht. Ist das nicht der Fall, sollte die Ausbildung reformiert und nicht die Meisterprüfung abverlangt werden.
Am Meisterbrief festzuhalten, entspricht auch nicht mehr der heutigen Arbeitsmarktsituation: In allen Bereichen werden Beschäftigte in die Selbständigkeit gedrängt, überall gibt es Quereinsteiger. In der Computerbranche etwa sind ganze Berufsbilder durch Autodidakten entstanden. Nur im deutschen Handwerk braucht man unbedingt den Meisterbrief.
Sagen die Meister.
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