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… AUGUST DIEHL?Wieder zittern

Als Jungschauspieler hat man es in Deutschland nicht leicht. Da es A-Promis nicht gibt, kämpft man(n) in dem Haufen aus B- und C-Promis um Aufmerksamkeit, tingelt durch schlechte Fernsehshows, lächelt vom Cover billiger TV-Zeitschriften und hofft auf Personality News wie „X glaubt nicht an den Weltuntergang 2012“. Mit dem Ergebnis, dass man meist mit Babyface Daniel Brühl verwechselt wird. Das hat August Diehl nicht verdient.

Der 35-jährige gebürtige Berliner gilt als Ausnahmetalent, hat in einigen relevanten Filmen mitgewirkt – etwa im RAF-Drama „Wer wenn nicht wir“ und in Quentin Tarantinos Oscar-nominiertem „Inglourious Basterds“ – und für eine frühere Rolle den Deutschen Filmpreis bekommen. Nebenbei spielt er – wie es gerade angesagt ist für Schauspieler – Gitarre in einer Band. Um eine solche geht es auch in seinem jüngsten, sehr realen Drama.

Mit dem überwiegend für seine Eskapaden bekannten Musiker Pete Doherty soll Diehl im März kräftig gepichelt haben – im beschaulichen Städtchen Regensburg. Später seien die beiden volltrunken in einen Plattenladen eingebrochen, um exakt eine Schallplatte und eine Gitarre zu klauen. Sagt die Staatsanwaltschaft. Diehl sagt, er erinnere sich nicht. Diebesgut wurde bei ihm nicht gefunden. Einen Strafbefehl gegen Diehl hatte das Amtsgericht Regensburg deshalb vergangene Woche abgelehnt.

Der deutschen Justiz würdig ist so ein Vorgehen nicht. Findet zumindest die Staatsanwaltschaft. Sie hat am Dienstag Beschwerde gegen die Entscheidung des Gerichts eingelegt. Denn, so der Regensburger Oberstaatsanwalt: „Wir glauben, einen Tatnachweis führen zu können.“ Jungschauspieler Diehl muss also wieder zittern – dass er blechen muss und sich mit dieser Nachricht im B- und C-Promi-Sumpf wiederfindet. Andererseits: Für Daniel Brühl dürfte ihn anschließend niemand mehr halten. BIS Foto: dapd

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