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Der Vielseitige

Zuhause habe er eine Rokoko-Madonna über dem Sofa hängen, erzählt Oliver Zybok. Und dass er privat gern in Originalausgaben des 17. Jahrhunderts schmökert, vom neapolitanischen Arzt, Alchemisten und Dramatiker Giambattista della Porta etwa. Der hat übers Handlesen geschrieben, aber auch über die Beziehung von Natur und Kunst.

Und Kunst ist ja das eigentliche Thema von Zybok, 43, der seit Januar die Lübecker Overbeck-Gesellschaft leitet und zu neuen Ufern, das heißt: vor allem zum 100-jährigen Jubiläum 2018 führen soll. Dazu hat Zybok, zuletzt Chef der städtischen Galerie im nordrhein-westfälischen Remscheid eine bezahlte Direktorenstelle bekommen – erstmals in der Geschichte des privaten Lübecker Kunstvereins. Für zunächst drei Jahre hat die Possehl-Stiftung dem Haus im Park des Behnhaus-Museums die Stelle finanziert. Bis 2018 ist nicht nur eine würdige Ausstellung vorzubereiten, über die Zybok noch nichts sagen mag. Er muss auch die Sanierung samt Schließung für ein Jahr managen, das er durch Bespielung auswärtiger Orte überbrücken will.

Allerdings hat der 500-köpfige Verein wohl auch eine programmatische Veränderung gewollt: Stand Vorgängerin Marlies Behm vor allem für konzeptuelle und installative Kunst, will Zybok ausdrücklich alle Sparten einbeziehen. Gleich zum Einstand hat er mit „Die Beiläufigkeit der Dinge“ eine Malerei-Ausstellung konzipiert, unkompliziert und nutzerfreundlich zwischen Abstraktion und Realismus.

Er wolle untersuchen, „wie sich das Narrativ der Kunst verändert“, sagt Zybok, der selbst gern erzählt. Die große Erzählung gebe es nicht mehr, wohl aber – dank Internet – die schnelle, kurze Mitteilung. Und ja, er wolle auch eine Kunst, „die sich erschließt, ohne dass ich vorher Adorno lesen muss“. Was kein Plädoyer gegen konzeptuelle Kunst an sich sei, schiebt er schnell nach. Auch ohne Erklärung aber solle der Betrachter „wenigstens eine Ahnung dessen bekommen, worum es in einem Kunstwerk geht“.  PS

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