nicht verpassen!: Ohne Worte
„Die große Stille“, Deutschlandradio Kultur, 0.05 Uhr
Wem die Zeit vor Weihnachten zu hektisch, zu laut ist, der kann gerne heute Nacht das Radio anschalten. Es wird erstaunlich still werden – obwohl es einiges zu hören gibt. „Die große Stille“ ist ein 50-minütiges Medley aus Klostergeräuschen: Glockenläuten, Knarzen der Kirchenbänke, Mönchsgesang, Mönchsräuspern, das Blättern in einem Buch (der Bibel?), das Knarren einer Tür, Harken im Garten, Vogelgezwitscher, ein Gewitter.
Unter allem aber liegt die beeindruckendste Tonspur: die Stille. Immer wieder steht sie frei zwischen den anderen Geräuschen. Banausen könnten meinen, dann wird ja nichts gesendet, aber die Stille ist nicht nur groß, sondern großartig, sie lädt ein zum Nachdenken.
Aufgenommen wurden Klänge und Stille im Kloster Grande Chartreuse in den französischen Alpen, dem Mutterkloster des Schweigeordens der Karthäuser. Noch vor der Radioproduktion entstand 2005 der gleichnamige Film von Philip Gröning. Auch die Dokumentation des nach strengen Regeln ablaufenden Lebens der Klosterbrüder ist asketisch: keine Interviews, kein Kommentar, keine Musik. Wozu auch? Stille rockt. Der Komponist Marcus Gammel hat das Audiomaterial jetzt zum wohl andächtigsten Soundtrack der Welt zusammengefügt. JH
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