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Norddeutsche Affinerie killt Jobs, aber ökologisch

■ Weniger Stellen trotz doppelter Produktion und halbem Schadstoffausstoß

Umweltschutz killt Arbeitsplätze. Jedenfalls solange es keine einheitlichen internationalen Ökoauflagen für Industriebetriebe gibt, die der „derzeitigen Wettbewerbsverzerrung“ein Ende bereiten könnten. Das ist die drohende Botschaft, die der Vorstandsvorsitzende der Norddeutschen Affinerie, Werner Marnette, gestern Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) und der Presse präsentierte.

Hamburgs Kupferhütte, die in den 80er Jahren wegen ihres Arsen- und Schwefeldioxid-Ausstoßes in die Schlagzeilen geriet, hat sich gemausert: Durch Filter, neue Technologien und modernere Anlagen konnten die Emissionen, also die Schadstoffe, die durch den Schornstein in die Luft ausgestoßen werden, um bis zu 80 Prozent gemindert werden.

Durch das jetzt abgeschlossene Sanierungsprogramm „Rohhütte Werk Ost“wurde zudem die Primär-Produktionskapazität (Gesamtkupferproduktion 400.000 Tonnen pro Jahr, davon 220.000 t aus primären Rohstoffen) verdoppelt. Außerdem wurden die Schwermetallemissionen halbiert.

Für die gesamte Norddeutsche Affinerie allerdings haben sich die Netto-Umweltschutzkosten damit innerhalb von zehn Jahren (1985-1996) mehr als verdoppelt und liegen heute bei 80 bis 100 Millionen Mark pro Jahr. „Ich behaupte, daß der heute in Deutschland praktizierte Umweltschutz inzwischen erheblich Wachstum und Beschäftigung behindert und wir daher sehr schnell das richtige Augenmaß im Umweltschutz zurückgewinnen müssen“, stimmte Marnette ein Klagelied auf das böse, böse Ausland an.

Andere Länder, vor allem in Südamerika und Afrika, könnten wegen ihren mangelhaften Umweltauflagen (und geringen Löhnen) und der geringeren Strompreise (USA, Frankreich) weitaus kostengünstiger produzieren und schnappten der Affi damit Aufträge weg.

In den vergangenen fünf Jahren hat die Affi ein Viertel ihrer Stellen abgebaut. Heute arbeiten noch 2.000 Beschäftigte im Werk in Georgswerder. „Es wird weitere Arbeitsplatzverluste geben“, kündigte Marnette schon mal an.

Entsprechend bedröppelt blickte Umweltsenator Vahrenholt drein. Dem Diktat der Industrie ist er gewillt, sich zu beugen: „Wir müssen natürlich aufpassen, daß die modernste Hütte nicht plötzlich kein Kupfer mehr produziert.“Daher mache es „wenig Sinn, diejenigen zu besteuern, die umweltfreundlich produzieren“, erteilte er einer Energiesteuer für die Industrie eine klare Absage. Hamburg werde sich für europäische Regelungen einsetzen. Aber, mahnte der Senator, ohne die „schmerzlichen“Sanierungsmaßnahmen würde das Kupferwerk heute wahrscheinlich auch nicht mehr existieren. Heike Haarhoff

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