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Es brennt in der Architektur

Nächste Woche findet in Berlin der Deutsche Architektentag mit 2.000 Planern und Bauexperten statt. Zukunft der Baukultur als Thema  ■ Von Rolf Lautenschläger

Es klingt paradox: Obwohl in keiner bundesdeutschen Stadt derzeit mehr gebuddelt, gebaut, investiert und in der Öffentlichkeit über Pläne gestritten wird, steht es um die Architektur und ihre Baumeister in Berlin nicht zum besten. Statt Innovationen und Mut zum Experiment oder zur Sachlichkeit bilden Einerlei und Monotonie den Löwenanteil der neuen Gebäude. Das Gezänk um Fassaden und Traufhöhen dominiert nach wie vor das Nachdenken in Sachen Ästhetik und Grundrisse.

Investorenarchitektur hat von der Stadt mehr Besitz ergriffen als Baukunst. Die Chimäre vom „typisch Berlinischen“ habe die Architektur in einen Würgegriff genommen, kritisierte jüngst Axel Schultes, Planer des Bundeskanzleramtes. In Berlin werde nach dem Motto gebaut: je trivialer gedacht, desto konsequenter durchgesetzt.

Daß die Schultessche Sicht auf die Baumisere in der Stadt von vielen Architekten, Stadtplanern und Soziologen geteilt wird, mag die Architektenkammer Berlin sowie die Bundesarchitektenkammer dazu angeregt haben, den Deutschen Architektentag 1997 zum Thema „Zukunft der Baukultur. Exempel Berlin: Offene Stadt im Wandel“ zu veranstalten. Der dreitägige Kongreß, so Nicolette Baumeister von der hiesigen Kammer, werde sich speziell mit der „Umbruchsituation“ für Architekten und die Architektur nach 1989 beschäftigen. Die Zeit des wirtschaftlichen und sozialen Wandels bedeutete auch für Architekten „eine Wende“. Es habe ein „Paradigmenwechsel“ auf dem Bau stattgefunden, der der Zunft gleichsam scharfen Gegenwind ins Gesicht blase. Architekten müßten heute mehr denn je als „Generalunternehmer“ für Investoren tätig werden. Die nette Zeit der Bauherren sei vorbei.

Der Kongreß, der im Turnus von drei Jahren stattfindet und nun zum ersten Mal in Berlin tagt, soll sich zum einen mit dem aktuellen Baugeschehen beschäftigen – mit der Friedrichstraße, den Planungen für Parlament und Regierung, dem Reichstag, den Sportbauten in Prenzlauer Berg, den neuen Vorstädten oder dem Potsdamer und Pariser Platz. Diese Bauvorhaben bildeten „die Schnittstelle“, an der sich das neue Bauen in der Stadt ablesen lasse, so Baumeister.

Zum anderen konzentriert sich das Programm auch auf neue Themen: die der Landschaftsarchitektur, des Wettbewerbswesens und der Globalisierung der Gebühren, Verfahren und Ausschreibungen. Eine Auseinandersetzung mit dem Planen und Bauen in Brandenburg und Osteuropa rundet die Veranstaltung im Staatsratsgebäude ab.

Schon vor der Tagung gab Cornelius Hertling, Präsident der Berliner Architekten, dem Kongreß Zunder: Man stehe an einer Zeitenwende, neue „Leuchtfeuer“ müßten gesucht werden. Die alten taugten nichts mehr.

Zum Deutschen Architektentag 1997 werden mindestens 2.000 Architekten, Bauexperten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten erwartet, betont Baumeister. Neben Vorträgen, Diskussionen, Seminaren und Führungen finden Rundfahrten, eine Filmreihe und natürlich Feste statt.

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