■ Die arabischen Reaktionen auf Albrights Nahostreise: Verhalten optimistisch
Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak zeigt sich von den Stellungnahmen der obersten US-Diplomatin Madelaine Albright ermutigt. Der saudische Kronprinz Abdallah erklärt, er habe sich schon immer eine solch offenherzige Außenministerin gewünscht. Daß Albright selbst ihre Mission unverhohlen als „gescheitert“, die Ergebnisse als „minimal“ bezeichnet hat, tut der verhalten positiven arabischen Einschätzung keinen Abbruch. Sie sei zu bescheiden, lautete die ungewöhnliche Einschätzung aus Riad und Kairo.
Der Grund für das arabische Entgegenkommen ist einfach. Seit Monaten herrschte angesichts von Netanjahus Blockadepolitik Funkstille in Washington. Die arabischen Anliegen – vom Stopp des israelischen Siedlungsbaus bis hin zum längst überfälligen israelischen Rückzug – waren in den USA noch nicht einmal eine Erwähnung wert. Kein Wunder, daß die arabische Seite von Albrights Nahost-Shuttle nur das Schlimmste befürchtet hatte. Die Außenministerin, so hieß es allerorten, werde ausschließlich weitere Sicherheitsgarantien für Israel einklagen. Daß Albright zumindest in ihren Erklärungen nun doch die arabischen Anliegen zur Kenntnis nahm, überraschte viele. So groß war die Verzweiflung, so groß der Wunsch nach ein wenig verbaler Anerkennung, daß die arabischen Medien jetzt dem „ausgeglichenen Ansatz“ Albrights applaudieren. In Ägypten hatte die Außenministerin am Wochenende alle Seiten aufgefordert, jegliche Schritte zu unterlassen, die dem Friedensprozeß zuwiderlaufen könnten. Aus arabischer Sicht eine eindeutige Ablehnung des israelischen Siedlungsbau. Ein dauerhafter Frieden müssen nicht nur die Sicherheit Israels gewährleisten, sondern auch die legitimen Rechte der Palästinenser, basierend auf der UN-Resolution 242 und dem Prinzip „Land für Frieden “, ließ Albright verlauten.
Während manche in Kairo sich bereits eine Veränderung der bedingungslosen US-Unterstützung für die israelische Regierung herbeisehnen, bleiben die meisten dennoch reserviert. In Israel rede Albright von der Eindämmung des arabischen Terrors, in den arabischen Hauptstädten von dem Prinzip „Land für Frieden“. Nun warten Kairo, Damaskus und Riad erst einmal ab, ob den ausgeglicheneren Worten auch ausgeglichenere Taten aus Washington folgen. Karim El-Gawhary
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen