: Kampf gegen Drogen
■ Schärfere Kontrollen im Knast
Das Justizressort will dem Drogenhandel im Knast Einhalt gebieten. Das hat Justizstaatsrat Ulrich Mäurer gestern angekündigt. Um die Anstaltsmauer, die 1,3 Kilometer lang ist, soll ein zusätzlicher Zaun gezogen werden. Dieser Zaun soll durch den Abstand zur Mauer verhindern, daß Drogenpäckchen über die Anstaltsmauer geworfen werden können. Der Zaun wird 3/4 der gesamten Mauer sichern und soll etwa 90.000 Mark kosten. Außerdem will Mäurer schärfer gegen Drogendealer vorgehen und die Besucher stärker kontrollieren. Darüber hinaus soll künftig ein Kripobeamter alle Anzeigen aus dem Knast bearbeiten. „Wir empfinden das nicht mehr als Bedrohung, wenn Inneres in die Anstalt kommt“, sagte der Justizstaatsrat. Wie berichtet, hatte die Kripo schon 1995 in Oslebhausen ermittelt und mußte die Arbeit aus bislang ungeklärten Gründen einstellen. Von den derzeit 750 Gefangenen seien etwa 350 „suchtauffällig“, sagte Mäurer. 100 Inhaftierte würden zur Zeit mit Polamidon substituiert. 250 Gefangene bezeichnete der Staatsrat als „therapieresistent“. Die Drogen würden auf drei Wegen in den Knast kommen, so Mäurer: Sie würden über die Mauer geworfen oder von Freigängern und Besuchern in den Knast geschmuggelt. Die rund 50 Drogendealer im Knast würden Freigänger mit Schlägen unter Druck setzen, um sie als Kuriere zu gewinnen. Deshalb sollen Häftlinge, die im Knast beim Dealen erwischt werden, künftig in Isolationshaft oder nach Celle verlegt werden. Anstaltsleiterin Ines Kalisch hat angekündigt, Besucher und Häftlinge in Zukunft schärfer zu kontrollieren. Sie hätte schon „in den Windeln“von Kleinkindern Drogen gefunden, sagte sie. In Zukunft würden sowohl die Besucher als auch die Häftlinge häufiger durchsucht, kündigte sie an.
Einen Knast ohne Drogen werde es dennoch nicht geben, so Mäurer. „Das ist wie ein Krebsgeschwür“, sagte er. Wenn „wir einen Kopf ab schlagen“, würde binnen 14 Tagen ein neuer Drogendealer aufrücken, um das Geschäft zu übernehmen. Das „permanent existierende System“zu zerschlagen, sei eine „Daueraufgabe“. Daß die Drogen auch von Beamten in den Knast geschmuggelt werden, glaubt Mäurer nicht. Dafür gebe es keinerlei Beweise. Die Häftlinge würden die Beamten vielmehr denunzieren. Diesem „Terror“seien die Beamten schutzlos ausgeliefert“. kes
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