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Nur noch Ersatzbank

■ DAG-Kritik: Kreditinstitute ziehen sich weiter aus der Fläche zurück

Die Haspa will weg, die anderen haben sich schon verabschiedet: Die Veddel wird bankfreie Zone und ist nur ein Beispiel für einen hamburgweiten Trend. Die Kreditinstitute werden auch in diesem Jahr die Schließungen von Filialen fortsetzen, die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft DAG spricht von einem „Kahlschlag“: Die Banken „entfernen sich immer weiter von der Kundschaft“, kritisiert die Gewerkschaft.

Commerzbank und Deutsche Bank verlassen die City Nord, Stadtteile wie Hamm und Horn dünnen weiter aus. Veddel, Hamm, Horn – „es sind die Stadtteile mit den weniger gut verdienenden Menschen, aus denen die Banken sich ganz bewusst zurückziehen“, bemängelt DAG-Abteilungsleiter Mark Roach. Andere wie die Vereins- und Westbank halten zwar ihre Filialen aufrecht, bieten dort aber nur noch einfache Serviceleis-tungen wie Überweisungen oder Auszahlungen an. „Wer Beratung will, muss weite Wege in Kauf nehmen“, sagt Roach. So ist die Filiale in Jesteburg nur noch Service-Filiale. Die nächste Beratung kann sich die KundIn in Harburg abholen. Wer in Reinbek wohnt, muss nach Bergedorf, um sich kompetenten Rat zu holen.

Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr zehn Filialen geschlossen, bei der Haspa waren es 13, weitere sieben sollen laut DAG 2001 folgen, die Dresdner Bank will ebenfalls zahlreiche Stätten zusammenlegen, hat die Gewerkschaft erfahren. „Es ist ein durchgehender Trend, den momentan alle Banken in Hamburg fahren“, beobachtet Roach. Das Argument der Kreditinstitute, zunehmend werde auf Homebanking per Internet zurückgegriffen, ist für Roach nicht nachvollziehbar. „Damit können Gebildete und Gutsituierte vielleicht umgehen, viele andere aber nicht.“ Außerdem solle man das Internet nicht überschätzen: „Eine richtig gute Beratung gibt es doch nur persönlich.“

Was für Roach besonders absurd ist: Wenn zu Beginn des kommenden Jahres die Umstellung von D-Mark auf Euro vonstatten geht, dann werden die Leute bei den Filialen Schlange stehen. Und jetzt suchen die Kreditinstitute für die heiße Phase der ersten Monate 2002 bereits Aushilfen. „Mit ihrem Vorgehen befinden sich die Banken auf einem echten Irrweg.“ Peter Ahrens

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