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Dem Spuk ein Ende bereiten

Pur-Sänger Hartmut Engler ruft die Aktion „Rock gegen Rock gegen rechts“ ins Leben

„Wir sind doch alle gegen Rockmusik, da ist doch nichts Schlechtes dabei“

BERLIN taz ■ Pur-Sänger Hartmut Engler hat gestern in Stuttgart die Initiative „Rock gegen Rock gegen rechts“ eröffnet. Zum Auftakt der von Wolfgang Petry angestoßenen Aktion finden ab heute Konzerte in vier deutschen Großstädten statt. Den Anfang macht Dresden, gefolgt von Hamburg und Rostock. Das Abschlusskonzert findet am 10. Februar in der Berliner Deutschlandhalle statt – parallel zur kürzlich erst ins Leben gerufenen Aktion „Rock gegen rechts“. Bei „Rock gegen rechts“ im Berliner Velodrom werden Udo Lindenberg & das Panikorchester, Söhne Mannheims, Ben Becker, Nina Hagen, Helge Schneider und Scooter auftreten, bei „Rock gegen Rock gegen rechts“ in der Berliner Deutschlandhalle Pur, Wolfgang Petry, die böhsen onkelz, Blümchen, Ben Becker und Dr. Motte.

Mit der Aktion „Rock gegen Rock gegen rechts“ möchte man keineswegs „gegen Linke oder so demonstrieren“, betonte Engler, sondern es solle „dem Spuk ‚Rock gegen rechts‘ innerhalb eines Jahres ein Ende gesetzt werden“, so Engler. Die neue Re-Aktion habe nichts damit zu tun, dass Pur oder Wolfgang Petry zur Veranstaltungsreihe „Rock gegen rechts“ nicht eingeladen worden seien. Vielmehr bezweifele man den Sinn solcher Aktionen generell, erläuterte Engler. In diesem Zusammenhang griff Engler den Rocksänger Udo Lindenberg scharf an, der „erst mal anständige Musik machen“ solle, so Engler. „Der hat doch nichts auf der Pfanne außer dumme Sprüche“, führte Wolfgang Petry die Kritik fort. Lindenberg und andere wollten sich nur auf Kosten eines Politthemas in den Vordergrund spielen, sonst würden sie ja „kaum noch Platten verkaufen“, sagte Petry.

Auf die Frage, was für ein Pubikum bei der Gegenveranstaltungsreihe zu erwarten sei, meinte Engler, dass es sicher Überschneidungen geben könne. „Aber unser Publikum ist durchmischter, alt und jung, eben alle sind dabei.“

Zum Schirmherrn von „Rock gegen Rock gegen rechts“ haben sich die Musiker den nordrhein-westfälischen CDU-Politiker Jürgen Rüttgers gewählt, der die Aufgabe gern übernommen habe, wie er auf telefonische Anfrage gestern erklärte. „Diese jungen Menschen haben ein positives Anliegen, ich gehe davon aus, dass mich das überzeugt hat“, sagte Rüttgers. Kritik an seiner Rolle und der eventuell falsch zu verstehenden Stoßrichtung des Unternehmens wies Rüttgers zurück: „Wir sind doch alle gegen Rockmusik, da ist doch nichts Schlechtes dabei.“

Ob es Proteste oder Demonstrationen gegen „Rock gegen Rock gegen rechts“ geben werde, wisse er nicht, erklärte der Pur-Sänger und warnte zugleich „Lindenberg und Konsorten ihre Truppen loszuschicken“. Man wisse sich zu wehren, außerdem habe man eine publizistisches Großunternehmen zur Unterstützung gewinnen können. Alle Künstler spielen ohne Gage. Der Erlös der Aktion komme der Bild-Initiative „Mut gegen Rock“ zugute und werde insbesondere an Organisationen von Hörgeschädigten weitergegeben. Der Spaß soll bei den Veranstaltungen trotzdem im Vordergrund stehen, wie „special guest“ und Moderator Kai Pflaume nicht müde wurde zu betonen.

Am Rande der Pressekonferenz sorgte der Schauspieler Ben Becker für Verwirrung, als bekannt wurde, dass er am 10. Februar in Berlin sowohl bei „Rock gegen rechts“ als auch bei „Rock gegen Rock gegen rechts“ angekündigt sei. Darauf angesprochen, ob er zeitgleich bei beiden Veranstaltungen im Velodrom und in der Deutschlandhalle auftreten wolle, erklärte Becker, er wisse gar nicht, was sein Manager an Terminen für ihn ausgemacht habe. „Links oder rechts, ist doch alles scheißegal“, murrte Becker unwirsch. MICHAEL RINGEL

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