piwik no script img

Ein Ereignis „für Freaks“

■ Der alte Elbtunnel war zum dritten Mal Schauplatz eines Marathons. Leichtes Chaos bei der Zeitnahme

Kaiser Wilhelm hätte mit dem Kopf geschüttelt. Nicht nur wegen der Dixie-Klos im Aufzug, sondern mehr noch über die seltsame Veranstaltung, die in „seinem“ alten Elbtunnel stattfand: Ein Marathon mit 200 Menschen, die 17 Meter unter dem Meeresspiegel 48,5 Runden im Kreis durch die schmale Ost- und Weströhre hechelten.

„Das ist ein Marathonlauf für Freaks,“ meinte auch Tunnel-Moderator Dr. Carlberg – eher für eingefleischte Marathoni. Denn die Strecke hat neben ihrer skurrilen Lage auch einige Tücken zu bieten. Da wären zwei scharfe 180-Grad-Kurven an den Wendepunkten, das heikle Überholen von Mitläufer-Trauben und manchmal auch Fußgängern, die sich ins Läuferfeld mischten, und der schwere Anstieg auf den letzten 100 Metern zum anderen Elbufer der Hafeninsel Steinwerder hin. Ganz zu schweigen von der Monotonie der Strecke, die bei manch einem Läufer zu temporär eingeschränkter Denkfähigkeit führen dürfte.

Für die Veranstalter vom „100 Marathon Club“ wurde das Rennen zu einem organisatorischen Improvisations-Kraftakt. Die Firma, die den „Champion-Chip“ zur elektronischen Zeitmessung und zum Rundenzählen stellen sollte, tauchte nicht im alten Elbtunnel auf, so dass mehrere Betreuer, auf Klappstühlen und mit Kulis bewaffnet, per Auge versuchen mussten, die Kreise der Teilnehmer zu zählen. Lautstarke Diskussionen über die korrekte Rundenzahl zwischen hektisch-konzentrierten Rundenzählern und vorbeihuschenden schwitzenden Läufern waren keine Ausnahme.

Nach knapp 150 Minuten überbrachte Moderator Carlberg dann per Mikrofon die wichtigste Botschaft des Tages an das Feld. Wer die 42, 195 Kilometer absolviert habe, solle mit den Worten, „ich bin fertig“ die Ziellinie überqueren. Michael Schüring (2:37.01 h) vom TuS 05 Arloff-Kirspenich bei Köln und Ricarda Botzon (2:50.13 h) aus Brietlingen, die für den MTV Amelinghausen startet, taten dies als jeweils Erste. Mike Liem

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen