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VW-Chef schwingt die Einspar-Keule

Vorstandsvorsitzendem Pischetsrieder reicht es nicht, 2005 zum Jahr des Sparens auszurufen. Auf der Autoshow in Los Angeles kündigt er an, dass „auch nach Ende“ des Jahres milliardenhaft gespart werden soll. Diesmal vor allem bei VW in Deutschland

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Der Volkswagen-Konzern will – ungeachtet seiner Freigiebigkeit gegenüber Politikern – den internen Sparkurs über das Jahr 2005 hinaus fortsetzen. VW-Chef Bernd Pischetsrieder kündigte gestern am Rande einer Automesse im kalifornischen Los Angeles an, dass dem Ende des Jahres auslaufenden VW-Kostensenkungsprogramm „ForMotion“ weitere Einsparungen in Milliardenhöhe folgen sollen. Die Kostensenkung könnten „nicht 2005 zu Ende sein“, so der VW-Chef.

Schon mit dem Programm „ForMotion“ will Volkswagen seine Kosten konzernweit um 3 Milliarden Euro senken. In den folgenden Jahren will der VW-Chef den Rotstift vor allem bei der Konzern-Stammmarke Volkswagen ansetzten. Vor allem die Abläufe der unter Ertragsschwäche leidenden Marke VW müssten weiter verbessert werden, betonte Pischetsrieder.

Die Rolle des Kostenkillers soll dabei der ehemalige DaimlerChrysler-Manager Wolfgang Bernhard übernehmen. Im nächsten Monat zieht er in den Vorstand des Volkswagen-Konzerns ein, später soll er Chef der neuen Konzern-Markengruppe VW werden. Bislang ist für die Marke VW noch der Vorstandsvorsitzende Pischetsrieder selbst zuständig. Die Beschäftigten der deutschen VW-Werke hatten schon in der letzten Tarifrunde erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Im Gegenzug wurde lediglich das bereits bei VW geltende Verbot betriebsbedingter Kündigungen in eine Arbeitsplatzgarantie umgewandelt.

Pischetsrieder bekräftigte in Los Angeles seine alte Prognose für das Jahr 2004, nach der der Autokonzern ein operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden Euro erzielen wollte. „Es hat keinen Anlass gegeben, diese Prognose durch eine Gewinnwarnung zu revidieren“, betonte der VW-Chef. Sorgen macht Pischetsrieder allerdings die Entwicklung auf dem wichtigsten Auslandsmarkt von VW in China. Der Joint-Venture-Partner Shanghai Automotive Industry (SAIC) plane allein eigene Fertigungskapazitäten aufzubauen. Außerdem sei SAIC bestrebt, den angeschlagenen britischen Autobauer Rover zu übernehmen. Das werde beim Partner SAIC finanzielle und personelle Ressourcen binden, die dem Gemeinschaftsunternehmen mit VW dann fehlen würden.

Keineswegs angenehme Post hat Pischetsrieder unterdessen erneut vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff bekommen. Der CDU-Politiker und Vertreter des größten Anteilseigners im VW-Aufsichtsrat verlangte mit einem zweiten Brief schnelle Auskunft über die Gehaltszahlungen von VW an Parlamentarier. Parallel dazu bekräftigte gestern der VW-Gesamtbetriebsrat das Recht von VW-Arbeitnehmervertretern, die in Parlamente eingezogen sind, auf doppelte Bezahlung. Wer neben seinem Mandat weiter in Arbeitnehmervertretungen arbeite, habe weiter Anspruch auf Vergütung durch das Unternehmen. In den VW-Tarifverhandlungen war es vor allem der Betriebsrat gewesen, der von Anfang an zu Lohnverzicht drängte.

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