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■ Gezeichnetes - gedrucktes - verschriebenes - Tätowiertes Angemaltes - überstrichenes - verdecktes - Zugetuschtes Vertuschtes - verschwommenes - vernebeltes - Schattenhaftes Geätztes - ausgegrabenes - verschüttetes - Gezeichnetes Gestrichenes - gestricheltes - kariertes - Verbotenes Beliebtes - gescheutes - verstecktes - nie Aufgegebenes
„Geh hier raus. Ich kann neben deinen Bildern nicht denken“: HdK Berlin 1971. Er malte zugeschnürte Vaginas, dreimal so groß wie er selber. Ich malte daneben. U-Bahn Bilder: Oben und unten am Bildrand von oben gesehen, nackte Beine, Männer und Frauen. Männer sitzen wie Frauen da, mit übereinandergeschlagenen Beinen, die Frauen breitbeinig. Der Herr Professor fragte: „Sehen Sie das auch in der U-Bahn?“, während er den Finger zwischen die Beine der nackten Frau drehte.
Später, während eines Interviews mit Kate Millett, fiel mir alles wieder ein. Für beschämende und ungerechte Situationen habe ich ein unzerstörbares Gedächtnis.
Sie bestätigte meine Vermutung.
„Das ist ein Kompliment.“
Warum fällt mir bloß so schwer, mich in den Artikel reinzudenken. Konnte ich nicht so malen und arbeiten, wie ich wollte?
„Du mußt so durchgefickt werden, daß Du nicht mehr bis zur Tür kommst.“ Zitat 1972 HdK Berlin.
„Eins ist klar, wenn wir die Revolution gewinnen, kommst Du an die Wand.“ Zitat 1972 - die Stalinisten gründeten Parteien.
Gab es einen Ort - gibt es einen Ort, der mir half/hilft, genauer Themen, Farben, Material und den passenden Rahmen zu finden?
Damals wollte und konnte ich mich durchsetzen, gegen die Hochschulrealität, gegen die unbewußt alles beanspruchende Männerrealität in deren Kunsttempeln. Durchsetzen gegen den EHR'GEIZ, der keinen Platz ließ, etwas entstehen zu lassen, in dem es ausschließlich galt, schon Vorgefertigtes hinzuklotzen. Gegen die Blödheit und Ignoranz der meisten Männer und Professoren, gegen die physische Verfolgung, die ununterbrochen drohte.
Darum ist es wichtig, diesen Artikel zu schreiben: Ich hab den Platz, der überall ja fehlte, zwei Jahre lang für alle anderen Frauen, die kreativ-kulturell arbeiteten, in der taz herstellen können. Zwei Jahre hatte ich meine eigene Welteinteilung als ein Kult-Uhr-Konzept verwirklicht. Ich wollte nicht mehr als 365 Seiten realisieren, soviel Tage hat ein Jahr.
In der taz erkämpfte ich zum Teil minütlich WILDE SCHWESTERN Kultur Seiten. Meine Frechheit bestand nicht etwa in den Frauen Seiten, die soziale Probleme beinhalteten, sondern inhaltlich feministisch kreatives überregional mindestens einmal in der Woche 20.000fach erscheinen ließ. Die Frechheit bestand darin, daß ich alles beanspruchte zu beurteilen. Die Herren Schreiber, Maler, Filmer fühlten sich einseitig behandelt.
Ich hatte die gesamte Kultur in Frauen, Männer, Kinder, Alte, Seiten eingeteilt.
„Wo ich denn Einstein unterbrächte?“
„Entweder bei den Männer- oder bei den Alten-Kulturseiten. Diese Arbeit muß in einer extra Arbeit dargestellt werden. Aber eines daran ist in diesem Zusammenhang interessant. Weder die Existenz noch ein Verständnis hat es bis dahin in einer europäischen linken Zeitung dafür gegeben. 'Lotta Continua‘ in Italien, 'Liberation‘ in Paris oder 'Liberdad‘ in Spanien mußten alle, ohne diesen Versuch überhaupt probiert zu haben, erscheinen.
Nein. Nirgends. Also los. Im Januar begann ich ungeordnetes, tabuisiertes, wirres, gehaßtes, erdachtes, kitschiges, empfundenes richtiges und falsches, „bitte zusammenschreiben an die Sätzerin“ verbotenes, erotisches zu veröffentlichen.
Eben all das, wofür wir eher bereit sind, bestraft zu werden, als es aufzugeben.
Ich hatte mich basisdemokratisch wählen lassen, die Kultur sollte in der taz mal wieder abgeschafft werden.
Ich schrieb ein Konzept, nach dem ich arbeiten wollte, stellte es zur Diskussion und wurde gewählt. Zensiert wurde meine Arbeit im großen und kleinen. Im kleinen, als ein sich antiautoritär gebärdender Mann, der die Repros herstellte, ganze Schriftzüge aus den Zwischenbalken entfernte, bevor er sie bearbeitete. Er meinte: „Hier geht es etwas zu weit.“ Hochsicherheitstrakte als Kultstätten-Museen patriarchaler Macht zu erklären empörte ihn.
Er riß raus.
Ich war exzentrisch - er im Recht.
Die Frauen Kulturseiten räumten traditionell kriterienlos Platz für alles Mögliche und Unmögliche ein.
Ausprobieren statt Kontrolle war die Devise.
Spaß statt Regeln.
Intensität statt Erfolgsstreben.
Ich zähle auf, was mir Mut machte, diese Arbeit zu beginnen:
Die Frauenbewegung seit 1968, obwohl in den ersten Jahren vorwiegend mit sozialen Fragen überhäuft, hat dennoch eine Anzahl malerischer, tänzerischer, filmischer, schriftstellerischer, musikalischer, theoretischer Arbeiten hervorgebracht - gegen alles Herrschende.
1971 Frauen Gruppe SHfBK Berlin.
Ewelyn Kuwertz, Antonia Werneri, Brigitte Mauch
„Über die Situation der Frau in Familie, Beruf und Gesellschaft“
Die Ausstellung in der Landesbildstelle wurde verboten vom damals amtierenden Schul-Senator Löffler (SPD).
„Sittliches Bedenken“ hieß seine Begründung.
Die Ausstellung dauerte einen ganzen Tag in der Halle der SHfBK am Steinplatz. Vom Hausmeister bis zur gerade tagenden Administration empörten sich die Herren.
Über Nacht mit Hilfe von Studenten verbotenerweise aufgebaut, mußte sie schon nach Stunden wieder abgebaut werden. Die 'BZ‘ hatte ihr Titelblatt mit der Abbildung des Bildes geschmückt, weswegen Herr Löffler die gesamte Ausstellung verboten hatte. Das Verbot galt für alle Berliner Schulen. Die alltäglich praktizierte sexuelle Gewalt an Frauen durfte damals nicht dargestellt + ausgestellt werden.
1977 „Künstlerinnen international“ Sarah Schuhmann, Ewelyn Kuwertz, Karin Petersen, Ulrike Stelzl, Inge Schumacher, Ursula Bierther, Petra Zöfelt.
Die NGBK (Neue Gesellschaft für Bildende Kunst) finanziert von Lotto-Geldern die Ausstellung.
Die Beiträge des Kataloges wurden mit einem einmaligen Honorar beglichen.
Die Ausstellung wanderte nach Frankfurt und verschwand nach vierwöchiger Dauer für immer. Die Idee dieser Ausstellung begann in Mexiko 1975 und setzte sich fort in Amerika 1976, Österreich 1975 und 1985, Italien 1978/79. Malerinnen und Bildhauerinnen wurden ins kunsthistorische Licht gezerrt.
Dennoch werden die Künstlerinnen wie Natascha Ungeheuer u.a. ausgelassen. Cilly Rentmeister, Sarah Haffner und ich schrieben Gegenartikel, die in der 1976 von mir mitbegründeten 'Courage‘, der feministischen Monatszeitschrift, zum Teil veröffentlicht wurden.
Diese Ausstellung war ein Riesen-Erfolg.
Der Katalog bleibt eines der unentbehrlichen Bildungsbücher der frauenbewußten Künstlerinnen. Denn wie sind neue Inhalte in Vorlesungen von Studentinnen zu fordern, wenn sie nicht bekannt sind?
1977 im Dezember gründete sich die kultur-zeit-schrift 'kassandra‘ Berlin-Zürich mit Verlag und Archiv.
Aus privaten Geldern konnten zwei Ausgaben erscheinen. Der Verlag und das Archiv bestehen bis heute. In unregelmäßigen Abständen erscheinen Postkarten, Broschüren und Kataloge.
Eine fortwährende Diskussion der Werke und Ausstellungen bildnerisch, schriftstellerisch - aller musischen Diziplinen wurde angestrebt. Neue Formen der Kritik, veränderte Formen der Auseinandersetzungen und kontinuierliche Berichterstattung des gesamten Sektors feministischer Produktion sollte den Rahmen dieser Zeitschrift (europäisch sowie außereuropäisch) bilden.
Die aus der Kunstgeschichte verdrängten Frauen wiederzuentdecken, deren Bilder zu reproduzieren, neue Formen des Lay-outs zu erproben, umfaßte den Anspruch dieser Zeit-Schrift.
Gescheitert ist das Projekt am Geld. Auch an der mangelnden Unterstützung des Wirtschaftssenats von Berlin, der damals Herrn Garski Geld gab, aber nicht 'kassandra‘ zum Erscheinen verhalf.
Netzwerk war noch nicht gegründet. Goldrausch noch nicht in den Köpfen, geschweige denn realisiert. Weiterentwickelt wurde aus dem gescheiterten Projekt zusätzlich zu Verlag und Archiv eine Galerie. In den ehemaligen taz-Räumen in der Suarezstraße 41 in Berlin-Charlottenburg eröffnete 1981 im November die „Kassandra Frauen Galerie“. Nicht gedruckte Produkte zumindest auszustellen war der Anspruch. Um die wichtigsten Ausstellungen zu nennen:
1982 im September Astrid Keller Fischer. Ihre Arbeiten sind ein Versuch malerischer Diskussion zwischen Dichterinnen, Politikerinnen und Malerinnen;
Else Lasker-Schüler, Domitila z.B.;
1983 Internationale feministische Cartoon-Ausstellung.
Antje Finger organisierte mit anderen seitdem verschiedene Ausstellungen „Mexikanische Künstlerinnen in Berlin“ 1981 und „Berliner Künstlerinnen“ im KunstHaus Zürich 1984.
Die mexikanische Ausstellung regte die in Berlin lebende chilenische Malerin Cecilia Boisier dazu an, die Ausstellung „Chilenas - drinnen und draußen“ 1983 bei der NGBK „durchzuboxen“. Nach Berlin war sie in Bonn, Wien, Florenz und Rom zu sehen. Sie selbst zeigte ihr Gesamtwerk „10 Jahre Exil“ in der „Kassandra Frauen Galerie“.
„Unbeachtete Produktionsformen“ („U.P.“), 1982 schwerst erkämpftes Frauen-Projekt in der NGBK, ließ immer heftiger die Diskussion entstehen: Wie soll Frau sich + Projekte finanzieren, soll sie mit viel Kraftaufwand Gelder aus staatlichen und linken Institutionen „rauspowern“ oder besser mit weniger Geld, dafür aber völlig unabhängig sich mit ganzer Kraft für eigenes Kreatives arbeiten?
Ende 1981 entstand in der ehemals besetzten Kreuzberger „Frisöni„-Schokoladen-Fabrik parallel zur „U.P.„-Ausstellung ein Frauen-Stadteil-Zentrum Kreuzberg, in dem drei Künstlerinnen diese leerstehenden Räume, „die Impulse der Selbstinitiative“, kreativ nutzen.
Chris Werner, Rotraud Damerau, Lisa Lancelle.
Ihr Ziel war, freie Räume zur Darstellung und Selbstdarstellung zu erproben. Der Berliner „Frauen Sommer“ 1982 entstand. In der ehemals besetzten Kreuzberger Schokoladen-Fabrik gab es unbegrenzt Musik, Malerei, Seiden -Batik, orientalische Feste, freie Improvisation, den Plan eines türkischen Bades. Frauen verwandelten die Dächer in botanische Gärten, erfanden und realisierten, machten den Kulturkonflikt praktisch. Freie Ateliers standen für anreisende Künstlerinnen aus Europa und Amerika zur Verfügung.
Cine: erstes Frauenfilmfestival in Berlin bei Ofenheizung.
Hieß es noch bei Silvia Bovenschen „feministische Kunst ist keine Zielrichtung. Das Verhältnis von Kunst und Aktion und deren Reflexion können sich ... weder auf dem Niveau traditioneller Kunstfeindlichkeit der Linken noch auf einer unpolitischen Kunstesoterik bewegen“, so erreichten die Frauen der Schoko-Fabrik eine neue Qualität. (Hier war die Geburtsstunde der „Schwarzen Schokolade“, auch „bläck schoklät“ genannt.)
Die öffentlichen Räume, wie sie die „Ladies only„ -Veranstaltungen nannten, erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Verbindung von Spaß, Arbeit, Liebe, Alltag bei diskontinuierlicher Ausdauer prägte ein Lebensgefühl, eine Frauenkultur, eine innovative Kraft, die Lebenswege veränderte, bereicherte und mir bis heute erschwert, Begriffe zu erfinden, die beschreiben, was nicht unter „Galerie“ oder gar „Frauenclub“ zusammenzufassen ist.
Seit einiger Zeit heißt dieser Platz „Pelze“ in Berlin, Potsdamer Straße. Es war ein ehemaliger Pelzladen. Die Inschrift über dem Laden mehrdeutig, offiziell ein Frauen -Trebe-Sozial-Projekt, in dem junge Frauen Unterstützung fanden. „Pelze“ Nachtcafe wurde nachts um drei Uhr von Prostituierten genauso besucht wie nachtmittags um 17Uhr. Diese Veranstaltungen hießen nie Veranstaltungen, Videos, Performances, Dia Vorträge, Dichterinnen Lesungen. Zum Beispiel die Wiener Avantgarde - zum Ärger der Männer vor verschlossener Tür - las dort. Der Fußboden zur Hälfte mit Strandsand zugeschüttet, machte das Gehen mühselig und brachte auf der Empfindungsebene die Erinnerung der alltäglichen Diskrepanz von schnellem Sich-Fortbewegen -Wollen und langsamem Gehen zustande. Es wurde ein Lacher zu erkennen, daß Sand im Laden auf dem Fußboden das Empfinden der Mühsal des Fortbewegens hervorrufen kann. Die Frauen, die unmittelbares Empfinden zum Gegenstand ihrer Kunst und ihres Lebensgefühls brauchten, bekamen dies dort eine Zeitlang.
Wann dieser Treff im „Pelze“ genau anfing und wieder aufhörte, ist schlecht zu sagen. Aber in der Zeit 1981-84 stand „Pelze“ in voller Blüte. Heute wieder 1988. Die Gründerinnen schwimmen heute schon wieder neuen Ufern entgegen. Die kollektive Ausstellungserfahrung und die Veranstaltungen, die parallel zur Ausstellung „U.P.“ entstanden, genau wie die Aktionen, eingeladen, aber unerwünscht, zum ersten Mal Karla Hofer Symposion, geben heute betrachtet - ein vielfältig in sich, aber streng akzentuiertes unterschiedliches Bild, der künstlerisch arbeitenden Frauen in dieser Stadt wieder.
Solange Frauen Kunst machen, wird es nicht als Kunst wahrgenommen, erst wenn Männer es kopieren, wird es zur „Kunst“ erklärt.
Der innovative Einfluß - zu sehen daran, wann, wo, wer, was geklaut hat, d.h. mit welcher leichten Zeitverschiebung von Frauen kreiert, von Männern kopiert, das gleiche Thema auftaucht - bleibt betrachtenswert.
Dezember 1982 - Karla Hofer Symposion, mit Diskrepanz weiblichster Art. Meine Parteilichkeit mit den Aktionistinnen verstellt mir bis heute die objektive Darstellung. Stellten die einen traditionelle Tafelbilder von sich und anderen Künstlerinnen aus, gaben die anderen ihrem Gefühl der HdK gegenüber Ausdruck, in dem sie die Treppen leimten, die Säulen mit Gummibändern verspannten, sich in undurchsichtigen Iglus mumifizieren ließen, nur durch eine kleine Videokamera nach außen Übertragen. Auch dieser Streit hatte weitreichende Folgen. Ästhetische Fraktionierungen entstanden, die leider persönlich anstatt inhaltlich ausgetragen wurden.
1978-1985 - Galerie „Andere Zeichen“ ist ein eigens von Ebba Sakel zu beschreibendes Projekt. Ich will und kann hier kein verkürztes Kurz bringen. Es gab sehr beachtenswerte Ausstellungen, Malkurse, Dichterinnen-Lesungen, Foto -Ausstellungen. Sie lebt leider nicht mehr in Berlin; sie ist schwer zu erreichen.
Was mir in diesem Artikel noch bleibt, ist, die neuen Ufer zu beschreiben und zu fordern, was in der Tages-Politik den Partei-Frauen schon beinahe selbstverständlich von den Lippen geht:
Wir wollen nicht die Hälfte aller Jury-Plätze, Stipendien, Preise, Ausstellungs-Plätze, Filmfinanzierungen. Nein. Alle Ausstellungsplätze für drei Jahre, mindestens. Alle Galerien, Opernhäuser, Theater, Museun, Filmfestspiele, Literaturhäuser.
Wie sind die „Freunde der Nationalgalerie“ zu zwingen, Bilder vorrangig von Frauen zu kaufen und ihre Kunstkriterien offenzulegen?
1982 - Joseph Beuys nach dem Mangel weiblicher innovativer Kunst anläßlich der „Zeitgeist„-Ausstellung im Gropius-Bau gefragt, antwortete mir: „Frauen entsprechen nicht den Kriterien des internationalen Kunstmarktes.“
Sein Freund Dahlem nickte, ich grinste.
Um noch einen Schritt weiter zu gehen, bei der Dinner-Party für Judy Chicago in Frankfurt am Main im Juni 1986 möchte ich nicht mitfressen, für keinen Preis, auch nicht für 350 DM!
Ich möchte auch keiner Frau raten, sich ein historisches Vorbild zu suchen. Ich möchte vielmehr Yoko Ono, assistiert von Anne Jud ein Jahr die Berliner Nationalgalerie zur Verfügung stellen und anschließend die Kritiker alles betrachten lassen. Die „Wilden Schwestern“ im Gropius-Bau einquartieren, ihnen die Summe Geldes zur Verfügung stellen, die dort eine Ausstellung (Sachmittel + Versicherung der Objekte + Leihgebühren + Honorare) normalerweise kostet und nach einem Jahr mal nachsehen, was entstanden ist.
Die wilden Schwestern leben, tanzen, arbeiten, malen, denken, fotografieren, assoziieren, und nach einem Jahr bekrittiken die Herren Kritiker die Lebensdarstellungen mit eingeschaltetem Echo Lachern auf allen Lautsprechern.
Wir schenken Frau Martiny das Schloß Charlottenburg als Residenz und den Schinkel-Pavillon (den wollte ich ja immer haben, so was Gemeines - d. Riedle!). Der Verkehr zum Flughafen Tegel wird umgeleitet wegen des Autolärms. Zur weiteren Verfügung: das Haus am Waldsee für mich allein. Was geschieht mit dem Schloßbellvue? Das bekommt Ulrike Ottinger. Schloß Glienicke - Palast für kleine Mädchen. Madame X, eine absolute Herrscherin, zieht in den Reichstag. Was darf's sein, Tina Türmer-Rohr? Wir schenken Helga Götze die Gedächtniskirche und kreiiren ihr Kopftuch als Fick- & Friedens-Fahne. Ferner haben wir im Angebot: die Kinopaläste, das Esplanade, Kutscherhaus, Kunstgewerbmuseum, Brücke-Museum, Bauhaus-Archiv, Berlin Museum, Berlinische Galerie, ganz zu schweigen von den Rathäusern, Kunstämtern, dem Blub (das kriegt Karate-Martha), den Thermen im Europa -Center, dem Spreewald-Bad - oh, und dann die ganzen Museen im Osten: das Pergamonmuseum, das Alte Zeughaus, und Patti Hearst will ohnehin die Mauer kaufen und in Kalifornien wieder aufbauen. Das Trendsetterinnen-Treff von Claudia Skoda im ICC wird etatisiert. Intendanz vom SFB: Ingrid Strobl + Anna Rheinsberg + Christa Kickbusch. Programmplanung: Ursula Penselin + Jutta Ditfurth + Sabine Vogel. Marianne Koch geht in die Diäten-Abteilung dortselbst. Musikredaktion: Diamanda Gallas.
Elisabeth Lenk, Ruth Berghaus, Helma Sanders-Brahms, Renate Schlesier, Eva Meyer, Marlies Janz, Judith Kuckart, Marianne Herzog, Gioconda Belli, La Guerillera Anna Maria, Helga Gallas, Renate Eckstein, Susanne Mahlmeister, Elfriede Jelinek, Anke Rixa-Hansen, Eva-Maria Ocherbauer, Mec Huber, Petra Gall, Angelika Goder, Gabriele Rollnick, Marianne Saegebrecht, Martina Navratilova... Die dürfen sich was aussuchen.
Ganz Berlin ein Zirkus? Bus-Bahn-Billett reicht als Eintrittskarte. Unter Ausschluß der Polizei?
Ob nun der Seelenpolizei Psychologen
Straßenpolizei Armee
Anstaltspolizei Lehrer u. Professoren
Medienpolizei Redaktöre
Körperpolizei Ärzte
Aufenthaltsverbot für alle, deren gesellschaftliche Aufgabe darin besteht, Regeln für andere aufzustellen, die nicht dieselbe Macht haben, ihre Lebensäußerungen so darzustellen, wie es jeder zusteht.
Wer dann noch ernsthaft meint, wir bräuchten ein zentrales Frauenkulturhaus: bitte schön!
Zum Abdruck am nächsten Samstag erwarten wir die entsprechenden Sozialutopien: Mädchenhaus, Wildwasser, Hydra, Nutten und Nüttchen, Schoko...
Mit freundlichen Grüßen
Annette Eckert
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