: Drucktechnischer Fliegendreck?
■ Betr.: Angleichung an sprachliche Besonderheiten
betr.: Angleichung an sprachliche Besonderheiten
Angesichts der nur mäßig voranschreitenden Versuche der „Gleichstellung“ von Frau und Mann stimmt es einen jedesmal aufs neue optimistisch, inwieweit Euch dies rechtlich, sozial und sprachlich innerhalb Eures taz-internen Mikrokosmos gelungen ist. Bleibt nur darauf hinzuwirken, daß Euer Vorstoß bald (!) ganz hohe Wellen schlägt.
Aber gerade, was das Sprachliche anbelangt, ist doch noch eine Kritik anzumelden, die bei wohlwollender Würdigung vielleicht demnächst Euer Schriftbild erweitert: Eure in letzter Zeit zunehmende Berichterstattung über die unter dem Deckmantel einer (noch) auf sehr wackeligen Beinen stehenden Demokratie (beziehungsweise Demokratur) vorgenommenen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei lassen des/r geneigten Lesers/Leserin) Augenmerk dauernd über türkische Vor-, Nach- beziehungsweise Ortsnamen stolpern, bei denen seitens Eurer Redaktion nicht einmal der Versuch einer Angleichung an sprachliche Besonderheiten gemacht wird. Der/die (Fremd-)Sprachenunkundige neigt dazu, Fremdwörter so auszusprechen, wie sie auf dem Papier stehen. So müssen die hier angesprochenen TürkInnen nun also schon beim Umgang mit Behörden etc. die (größtenteils natürlich unbeabsichtigte aber dennoch nervige) Verunstaltung und Sinnentfremdung ihrer keineswegs „abgehackten“, sondern im Gegenteil sehr „fließenden“ Sprache erdulden. Aber auch ein Blick in die sonst so progressive taz bietet keine Entschädigung.
Dabei wäre alles so einfach: die öfters auftauchenden Buchstaben „c“ „g“ und „s“ lassen sich durch die Verwendung von auch bei Euch bekannten und benutzten „accents“ basteln, lediglich das hier und dort erscheinende i-punktlose „i„(wie z.B. in Diyarbakir) wäre doch eine (Neu-)Anschaffung wert, oder? Denn merke: Wo man nicht an drucktechnischen Besonderheiten hängenbleibt, macht man sich auch keine Gedanken über die Aussprache.
Und übrigens: Ihr laßt Euch doch hoffentlich nichts von etlichen Frauenzeitschriften etc. vormachen, die über diesen „Mangel“ inzwischen erhaben sind? Nachdem Ihr so peinlich genau auf die Einhaltung des Innenplurals achtet (keine Kritik), erscheinen Euch diese paar zusätzlichen Strichlein und Pünktchen - inshallah - auch nicht als drucktechnischer Fliegendreck!
Jan Steinmetz, Hamburg 61
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