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KUNSTGESCHICHTE

■ Heinrich Dilly: "Deutsche Kunsthistoriker 1933 - 1945"

Knappe Skizzen zum Thema „Deutsche Kunsthistoriker 1933 -1945“. Heinrich Dilly beginnt seine Untersuchung mit Erwin Panofskys „Probleme der Kunstgeschichte“. Am Ende steht Erwin Sedlmayrs „Kunstgeschichte auf neuen Wegen“ aus dem Jahr 1950. Dazwischen nicht nur Erörterungen über die Methoden und Theorien einer sich verändernden Kunstgeschichte, sondern auch allerhand über die institutionellen Veränderungen, über die Vertreibung der jüdischen Hochschullehrer von den Universitäten, aus den Museen und dem akademischen Leben insgesamt bis hin zu den Versuchen, nach dem Kriege so zu tun, als habe sich nichts geändert. Auf knapp 90 Seiten manchmal eine Tour de force, aber immer interessant und engagiert. Die Kunstgeschichte wurde von den Nazis nicht sonderlich geliebt. Das lag nicht etwa daran, daß sie sonderlich resistent gewesen wäre. Im Gegenteil, einer der bekanntesten Vertreter des Faches, Wilhelm Pinder, zählte zu den prominentesten Naziprofessoren. „Kunstbetrachtung“ war angesagt. Quellenforschung, der historisierende Blick auf das, was einfach, groß und unvergleichlich sein sollte, war verdächtig per se. Wer nur die betrieb, wurde darin zwar nicht sonderlich gestört. Förderung aber erfuhren in erster Linie verlegerische Großprojekte, durch die in aufwendigem Druck die Ikonen der nationalen Selbstbeweihräucherung „Uta von Naumburg“, „Ritter, Tod und Teufel“, „Das Rasenstück“ - mit entsprechenden Texten versehen, hunderttausendfache Verbreitung fanden. Die Branche wehrte sich nicht, als ihre besten Vertreter ins Exil gejagt wurden, und sie sorgte sich auch nicht, als der enteignete jüdische Besitz zu inventarisieren war. „Ein einziger Fall ist heute bekannt, in dem die Museumsleitung anders gehandelt hat. In das Badische Landesmuseum brachte die SS zahlreiche Kunstwerke aus jüdischem Besitz. Die Leitung des Hauses deponierte die Werke nicht nach Künstlernamen, sondern nach denen der Eigentümer, so daß die Werke nach Kriegsende sofort zurückgegeben werden konnten.“

Heinrich Dilly, Deutsche Kunsthistoriker 1933-1945, Deutscher Kunstverlag, 94 Seiten, 14,80 DM

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