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Obbacht! Dralle Damen, kaum abgetrocknet!

■ Schock: Künstlergruppe Jupiter! Neu: Tom Gefken nach der Krise! Fettig: Norbert Schwontkowski zum Zweiten

Die Erneuerung kommt vom Lande! Maos Satz stimmt noch immer und gerade heute, erreicht uns doch dieser Tage die Mitteilung einer Künstlergruppe Jupiter aus dem Großraum Ottersberg, die die Kunstszene mit einem Manifest erschreckt: „Kunst ist mehr / Opfert / Die vertrockneten / Kopfkonstrukte / Der prallen Lebensfülle / Tastendes Tickern träumender Tänzer / Glaubt den Lügnern nicht / (und ihren drallen Damen)“ (!!?) Erklärend dazu: „Unsere Kunst soll nicht den Eindruck von Perfektion und Abgeschlossenheit bieten, sondern den Beschauer an einem Prozeß der Ich-Entwicklung teilhaben lassen ... Kommt ein Betrachter vom 'Das kann ich auch!– zum eigenen Tun, sind wir damit einverstanden und freuen uns darüber.“ Die Szene zittert vor dem zu erwartenden Heer von Autodidakten, und der SeniorInnen-Arbeitskreis „Malen kann jede/r“ schickt eine Grußadresse. Zu ihrer zweiten Ausstellung lädt nun die Jupiter- Gruppe: Peer Bartels mit Bildern in der Techniker Krankenkasse, Martinistr.34.

Seine expressiv geworfenen Figuren, Bedeutungsträger allemal, machen seine Feind fürchten und seine Freunde bewundern. Doch Tom Gefken aus der Künstlerkolonie Walle hat eine schöpferische Krise hinter sich und kommt mit Bildern zu „Erich Mühsam“ ganz neu und reduziert heraus. Dies ist eine weitere Ausstellung der GadeWe-Konzeptreihe „Biografisches aus Deutschland im 20.Jahrhundert. (Reuterstr.9-17, bis zum 13.März)

Norbert Schwontkowskis Bilder in der Kunsthalle, wo er derzeit mit neun anderen BremerInnen ausgestellt wird, wirken traurig und deplaziert; das liegt zum einen an der konfusen Hängung, aber vielleicht auch daran, daß er gleichzeitig in der Galerie beim Steinernen Kreuz ausstellt und sein OEuvre nicht grenzenlos ist. Dort sind jetzt viele kaum abgetrocknete Arbeiten der letzten Monate zu sehen. Themen: Natur, gern verkehrt, gespiegelt, z.B. in Wasserflächen; oder Zeichen, Linien, Buchstaben, Symbole, bescheiden und witzig auf Papier und Leinwand gebracht. Oder auch wuchtig, mit viel Gold um eine nichtige Kugel. Markenzeichen Schwontkowskis ist seine Farbe, Leinöl mit Pigment gemischt, die fettig in den Malgrund einzieht und den Bildern eine marmorierende Oberfläche verleiht. Die oft mit Terpentin wieder aufgebrochen wird, was ganz delikate Abstufungen an Transparenz ermöglicht. (Bis 2.März) Bus

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