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Deutsche dürfen in der UdSSR mitbauen

■ Deutsche und österreichische Firmen bekommen doch den Zuschlag für Soldatenwohnungen in der UdSSR/ Knapp 1.000 Wohnungen darf der westdeutsche Branchenriese Philipp Holzmann bauen

Bonn/Berlin (dpa/taz) — Beim Bau der ersten 3.700 Wohnungen für die aus Ostdeutschland in die Sowjetunion zurückkehrenden Soldaten dürfen jetzt doch deutsche Firmen mitverdienen. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) lobte gestern das erfolgreiche Lobbyieren seines beamteten Staatssekretärs Dieter von Würzen. Der hatte in Moskau erreicht, daß die ersten vier von insgesamt 35 Baulosen nicht, wie die Sowjets wünschten, komplett an türkische und finnisch- türkische Baukonsortien gingen.

Das im Preisangebot besonders günstige finnisch-türkische Konsortium muß sich nach den Interventionen auf hoher politischer Ebene mit einem der vier Baulose begnügen. Deutsche Baufirmen dürfen sich jetzt 60 Prozent des 570-Millionen-Mark- Kuchens einverleiben, der Rest von 15 Prozent geht an österreichische Firmen. Insgesamt geht es bis 1994 um 36.000 Wohnungen, für die die Bundesregierung den Sowjets 7,8 Milliarden Mark zahlt.

Nach Angaben der bundesdeutschen Bauindustrie erhielt das Frankfurter Unternehmen Philipp Holzmann den Auftrag für rund 1.000 Wohnungen. Holzmann ist jener Konzern, bei dem Anfang des Jahres die Projektleitung zur Erstellung der internationalen Ausschreibungsunterlagen untergebracht war. Der größte deutsche Baukonzern will im Kaukasus mit ostdeutschen Firmen bauen.

Über das Wiener Unternehmen Hofmann und Marculan, das den Zuschlag für einen Wohnungskomplex in der Ukraine erhielt, sollen auch die ostdeutschen Baufirmen Bauunion Süd in Dresden und Industriebau in Magdeburg an den Arbeiten mitwirken. Der dritte Standort geht an das türkisch-finnische Konsortium PEM. Insgesamt soll nach Möllemanns Angaben jetzt über die Hälfte des Auftrags auf Betriebe aus den neuen Bundesländern entfallen.

Die sowjetische Seite dürfte sich in den Verhandlungen mit den Bundesdeutschen sehr gewundert haben: Hatte doch gerade das FDP-Wirtschaftsministerium zu Beginn des Jahres darauf bestanden, die Bauarbeiten international auszuschreiben und sie nicht einfach den ostdeutschen Plattenbauern zuzuschanzen; die wiederum hatten ihre alten Seilschaften in Moskau schon mobilisiert. Bei den internationalen Angeboten gingen die Sowjets schließlich nach dem Preis — und ernteten einen Sturm der Entrüstung auf politischer Ebene. „Sollte in dieser Sache nicht vor allem Geschäftsgeist herrschen?“ fragte irritiert die 'Prawda‘.

Möllemann zeigte sich gestern „sehr erfreut“ über das Verhandlungsergebnis. Der Kompromiß sei ein „wichtiger Beitrag zur Stärkung der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit“. Nur „relativ zufrieden“ ist hingegen der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Horst Franke: Besser wäre eine Lösung für alle Standorte gewesen. Der „Webfehler“ im Wohnungsbauvertrag sei, daß die Aufträge nicht von Anfang an auf deutsche und sowjetische Firmen beschränkt worden seien. Das wiederum wollte die Bundesregierung im Oktober nicht — um Wucherpreise zu verhindern. Donata Riedel

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