: Südafrikas Markt wird interessant
Staatsminister Helmut Schäfer (FDP) zu Besuch in Südafrika/ Deutsche Wirtschaft sucht Absatzmärkte ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Die Bundesrepublik wird ab sofort engere Beziehungen mit der südafrikanischen Regierung pflegen und gleichzeitig intensiven Kontakt zu den schwarzen Oppositionsgruppen pflegen. Das sagte Helmut Schäfer (FDP), Staatsminister im Auswärtigen Amt, am Samstag in Johannesburg zum Abschluß eines sechstägigen offiziellen Besuches. Die Zeit der Isolierung Südafrikas sei vorbei. Schäfer: „Die Demokratie hat einen Anfang gemacht. Der Prozeß ist nicht mehr umkehrbar.“
Vollwertige bilaterale Beziehungen, in Form eines neuen Kulturabkommens oder anderer Verträge, könne es jedoch erst mit einer neugewählten, representativen Regierung geben. Schäfer war zwar nicht der erste hochrangige deutsche Politiker, der in diesem Jahr Südafrika besuchte. Doch die Reise des Staatsministers — der erste offizielle Besucher des deutschen Außenministeriums seit mehr als zehn Jahren — kann als offizielle Anerkennung der Reformen Präsident Frederik de Klerks gewertet werden.
Auch Briten und Franzosen, Italiener und Österreicher, Japaner und Taiwanesen hatten sich in den letzten Monaten hier nach wirtschaftlichen Geschäften umgesehen. Der Grund: Südafrika gilt inzwischen als das Sprungbrett für den kaum erschlossenen Markt in Afrika. Im Gerangel um die wirtschaftlichen Startlöcher gab Schäfer sich gelassen. Die deutsche Industrie sei trotz der Sanktionen einer der „stärksten Handelspartner“ des Apartheidstaates. Dennoch, so Schäfer, wolle Deutschland den Südafrikanern in der jetzigen Situation nicht Industriegüter, sondern deutsches Gedankengut anbieten. Die deutsche Verfassung zum Beispiel sei vorbildlich. Auch solle bei der Integrierung der Guerillaeinheiten der schwarzen Opposition in die südafrikanische Armee die deutsche Erfahrung bei der Zusammenführung von Bundeswehr und NVA berücksichtigt werden.
Er sei bewußt zu einer Zeit gekommen, sagte Schäfer, in der die Aufnahme von Verhandlungen über eine neue Verfassung unmittelbar bevorstehen. „Das neue Südafrika wird eine stabilisierende Wirkung auf die Nachbarländer und das gesamte Afrika haben“, sagte er. „Wir wollen diesen Prozeß unterstützen.“
Aber den „politischen Prozeß unterstützen“, bedeute auch, so Schäfer, de Klerk für seine marktwirtschaftlichen Ziele zu loben. In der Verstaatlichung und sozialistischen Bestrebungen sehe er dagegen erhebliche Gefahren.
In welcher Form sich das Exportland Deutschland im südlichen Afrika um einen neuen Markt engagiert, darum wird sich allerdings Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann kümmern. Er kommt im Frühling nach Südafrika.
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